Was unsere Ohren für uns leisten. Das Hörempfinden ist vielleicht der erstaunlichste unserer Sinne. Er ist leistungsfähiger und differenzierter als jeder andere. Das Hören spielt eine bedeutende Rolle für unser soziales Leben und unsere Kommunikation untereinander. Nicht zuletzt hilft die auditive Wahrnehmung uns auch, uns in der Welt zurechtzufinden – und vor potenziellen Gefahren in Acht zu nehmen.
Bis zu 400.000 verschiedene Töne können wir hören, verteilt über einen Tonumfang von zehn Oktaven. Unser Hörempfinden beginnt bereits, bevor wir geboren werden – schon in der 23. Schwangerschaftswoche können Babys im Mutterleib hören. Und von da an sind unsere Ohren rund um die Uhr für uns im Einsatz. Auch nachts sind sie aktiv: Geräusche können uns jederzeit aufwecken – wie das leise Weinen eines kleinen Kindes oder die Stimme eines Menschen.
Hörempfinden bei Mensch und Tier
Im Vergleich zu vielen Tierarten ist unser Hörvermögen recht kümmerlich ausgeprägt. Der für uns hörbare Frequenzbereich liegt etwa zwischen 20 und 20.000 Hertz. Hunde hören auch im Frequenzbereich von 65.000 Hertz noch Geräusche, Fledermäuse sogar Frequenzen von bis zu 100.000 Hertz. In diesem Frequenzbereich nehmen wir längst nichts mehr wahr.
Übrigens: Forscher haben herausgefunden, dass die Schreie von Fledermäusen mit 140 Dezibel so laut wie ein Düsenjet sind. Sie liegen jedoch in einem so hohen Frequenzbereich, dass unser Gehör sie nicht mehr registrieren kann – zum Glück, denn sonst wäre es um unsere Nachtruhe schlecht bestellt.
Die wichtigsten Aufgaben unseres Hörsinns
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie eng das Hören mit dem Fühlen verknüpft ist? Musik kann uns in andere Welten entführen, traurig machen, aufmuntern oder entspannen. Wenn wir die Stimme eines Fremden hören, entscheiden wir intuitiv darüber, ob sie sympathisch klingt, und wissen meist schnell, in welcher Stimmung er oder sie gerade ist. Die Stimme eines geliebten Menschen erfüllt uns mit Wärme, das Rascheln des Windes in den Baumkronen oder das Geräusch spielender Kinder vielleicht mit Sehnsucht.
Darüber hinaus hat unser Hörsinn aber auch andere wichtige Aufgaben:
- Kommunikation & Sozialleben: Das Hören ermöglicht Kindern die Entwicklung von Sprachverstehen. Unser ganzes Leben lang ist es die Basis für eine funktionierende Kommunikation mit anderen.
- Gefahrenmeldung: Einst war es Donnergrollen oder ein verdächtiges Knacken im Unterholz, das uns alarmierte. Heute sind wir hellwach, wenn ein Rauchmelder oder der Motor eines nahenden Autos an unser Ohr dringen.
- Orientierung: Das Hören hilft uns dabei, uns in unserer Umwelt zurechtzufinden und zu orientieren. Das sogenannte räumliche Hören zeichnet dabei zu jedem Zeitpunkt ein klares Bild davon, wo sich bestimmte Geräuschquellen um uns herum befinden.
Räumliches Hören
Unsere Ohren liefern uns Informationen über den Standort einer Geräuschquelle. Das Prinzip des räumlichen Hörens ist einfach: Unsere Ohren registrieren die Tausendstelsekunde, die der Schall länger oder kürzer zum einen oder anderen Ohr benötigt. Außerdem kann das Gehirn den Einfallswinkel des Schalls in unseren Gehörgang auswerten. So können wir die Ursache eines Geräusches erstaunlich präzise lokalisieren. Die Abweichung zwischen unserer Abschätzung und der tatsächlichen Position der Geräuschquelle beträgt in der Regel maximal 15 Prozent.
Übrigens: Auch hier sind uns viele Tiere wieder voraus: Hunde beispielsweise erreichen eine Abweichung von nur etwa zwei Prozent. Im Gegensatz zu uns verfügen sie über bewegliche Ohrmuscheln, die sie wie Satellitenschüsseln in Richtung des Geräusches ausrichten können.
Hören funktioniert meist unbewusst
Viele Vorgänge rund um das Hören laufen für uns völlig selbstverständlich ab, ohne dass wir uns ihrer wirklich bewusst sind. Blinde nutzen ihr Gehör meist sehr viel gezielter und effektiver als Sehende. Sie haben gelernt, Geräusche besser zu unterscheiden und räumlich einzuordnen. So zeichnen Klänge und Geräusche für sie ein Bild der Welt um sie herum. Häufig erkennen wir erst, wie wichtig die auditive Wahrnehmung für uns ist, wenn wir unter einer Hörstörung leiden. Medizinische Therapien, eine angemessene Hörversorgung mit modernen Hörgeräten und ein gezieltes Hörtraining kann ein beeinträchtigtes Hörempfinden jedoch in aller Regel erheblich verbessern.
Wie funktioniert Hören eigentlich?
Wenn Hörprobleme auftreten, stellt sich für viele Betroffenen die Frage: Wo genau liegt die Ursache für meinen Hörverlust? Und wie funktioniert das Ohr eigentlich normalerweise? Physikalisch betrachtet sind Klänge und Geräusche nichts anderes als Schallwellen. Diese Schallwellen werden durch unser Hörsystem geleitet und dabei in elektrische Impulse umgewandelt, die das Gehirn als Geräusche wahrnimmt. Das funktioniert wie folgt:
- Unser Außenohr, bestehend aus Ohrmuschel und äußerem Gehörgang, wirkt wie ein Trichter. Es fängt die Schallwellen auf und leitet sie durch den Ohrenkanal ins Mittelohr.
- Im Mittelohr trifft der Schall auf das Trommelfell und bringt es zum Vibrieren. Die Vibration wird auf die Gehörknöchelchen übertragen: Der Hammer liegt auf dem Trommelfell auf, übernimmt die Vibration und leitet sie an den Amboss weiter. Der wiederum überträgt sie auf den Steigbügel.
- Im Innenohr befindet sich die knöcherne Gehörschnecke, deren Hohlraum mit einer Flüssigkeit, der Perilymphe, gefüllt ist. Der Steigbügel überträgt die Vibration nun auf die Flüssigkeit, so dass eine kleine Wanderwelle entsteht. Diese Wanderwelle überwindet die letzte Station und überträgt die Vibration auf die Basilarmembran mit den sogenannten Haarsinneszellen. Die Haarzellen wandeln die Schwingung in elektrische Impulse um und koppeln sie an den Hörnerv. Dieser leitet sie ins Gehirn.
- Im Gehirn werden die elektrischen Signale als Geräusch interpretiert.
Das Hören ist also ein überaus filigranes Zusammenspiel vieler verschiedener Elemente. Ist nur eines davon in seiner Funktion beeinträchtigt, kann es zu Hörstörungen kommen.
Wenn das Hören nicht mehr richtig funktioniert
Schätzungen zufolge leiden rund 15 Millionen Menschen in Deutschland unter Hörstörungen wie Schwerhörigkeit, Tinnitus oder Gehörlosigkeit. Die Liste der möglichen Ursachen ist lang: Krankheiten, Fehlbildungen, Lärmschäden oder regenerative Altersprozesse können verantwortlich sein. In fast allen Fällen kann eine angemessene Hörversorgung mit modernen Hörgeräten den Hörverlust wirkungsvoll kompensieren. Weitere Informationen und eine umfassende Beratung erhalten Sie bei Ihrem Hörgeräteakustiker.
Hören zusammengefasst
- Unser Ohr kann rund 400.000 verschiedene Töne hören.
- Der für uns hörbare Frequenzbereich liegt zwischen 20 und 20.000 Hertz.
- Hören und emotionales Empfinden sind eng miteinander verbunden.
- Der Hörsinn ist wichtig für die Entwicklung des Sprachverstehens, für Kommunikation und Sozialleben, aber auch als Warnsystem für Gefahren.
- Das Hören ist ein komplexer Prozess, an dem das Außenohr, das Mittelohr und das Innenohr beteiligt sind.
- Funktionsstörungen in einem dieser Bereiche können zu Hörstörungen führen.
- Mit angemessener medizinischer Behandlung, der Versorgung mit einem modernen Hörgerät und gezielten Hörtrainings kann Hörverlust effektiv entgegengewirkt werden.
- Weitere Informationen rund um gutes Hören und effektive Hörgeräte erhalten Sie bei Ihrem Hörakustiker.