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Morbus Menière

morbus menière


Symptome, Ursachen und Behandlung der Menière-Krankheit. Heftige Schwindelattacken, quälende Ohrgeräusche, plötzlicher Hörverlust und Übelkeit – und das häufig über Stunden hinweg. Kein Zweifel: Die Symptome der Menière-Krankheit sind für Patienten schwer zu ertragen. Besonders leiden viele Betroffene darunter, dass die Anfälle vollkommen unvorhersehbar eintreten. Ein normaler Alltag ist damit oft unmöglich. Die Ursache für Morbus Menière liegt im Innenohr – eine vollständige Heilung gibt es bis heute jedoch nicht.

Die sogenannte Menière-Krankheit tritt vor allem bei Menschen im Alter zwischen vierzig und sechzig Jahren auf; Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Stress spielt als Auslöser für Morbus Menière vermutlich eine große Rolle. Deshalb erkranken oft Menschen, die beruflich sehr engagiert sind oder unter hohem Leistungsdruck stehen. Auch charakterliche Eigenschaften wie ausgeprägter Ehrgeiz oder Perfektionismus können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Morbus Menière zu erkranken.

Symptome von Morbus Menière

Typisch für die Menière-Krankheit ist die Kombination von drei bestimmten Symptomen:

  • Schwindel: In diesem Fall spricht man von sogenanntem Attackenschwindel. Das ist ein höchst unangenehmer Drehschwindel, der in Anfällen auftritt und wieder verschwindet. Die Schwindelattacken treten plötzlich auf und kündigen sich erst kurz vorher an. Die Dauer des Schwindels variiert dabei stark: Er kann nur wenige Minuten anhalten, sich aber auch über viele Stunden hinziehen.
  • Tinnitus: Der Schwindel wird von quälenden Ohrgeräuschen begleitet. Diese Geräusche können Sausen, Pfeifen, Brummen, Zischen oder Rauschen sein. In der Regel betreffen diese Symptome nur ein Ohr.
  • Hörverlust: Zeitgleich tritt bei dem vom Tinnitus betroffenen Ohr eine Schwerhörigkeit auf. Betroffene hören schlechter für die Dauer des Anfalls – häufig bleibt der Hörverlust jedoch auch danach bestehen. Zu Beginn der Erkrankung sind vor allem tiefe Töne betroffen, mit fortschreitendem Verlauf können Patienten auch weitere Töne schlechter hören. Neben der Schwerhörigkeit kann es zu einem unangenehmen Druckgefühl auf dem betroffenen Ohr kommen.

Neben diesen drei charakteristischen Symptomen gibt es noch einige weitere mögliche Beschwerden, die bei Morbus Menière auftreten können. Dazu zählen unter anderem:

  • Augenzucken: Die Anfälle werden häufig von einem Zucken der Augen begleitet. In der Fachsprache wird dies als Nystagmus bezeichnet.
  • Übelkeit: Durch den Drehschwindel kommt es oft zu Übelkeit, manchmal auch zu Erbrechen.
  • Schweißausbrüche: Manchmal tritt während der Schwindelanfälle ein heftiger Schweißausbruch auf.

Insbesondere der Schwindel bedeutet für Betroffene einen hohen Leidensdruck. Hält er über mehrere Stunden an, ist dies häufig schwer zu ertragen. Dass die Anfälle jederzeit auftreten können, macht eine normale Alltagsgestaltung für Patienten schwierig bis unmöglich. Oft erleben Patienten lange Phasen ohne Schwindelattacken, dann wieder treten die Symptome gehäuft auf. Psychischer Stress kann die Anfälle verstärken.

Treten die oben genannten Beschwerden auf, sollte schnellstmöglich Kontakt zu einem HNO-Facharzt aufgenommen werden. Je früher die Erkrankung festgestellt wird, desto besser kann sie behandelt werden. Bei fortschreitendem Krankheitsverlauf wird der Hörverlust zudem oft schwerer – und das kann irreversibel sein.

Ursachen für Morbus Menière

Welche Ursachen der Menière-Krankheit zugrunde liegen, ist noch nicht abschließend erforscht. Vermutet wird jedoch, dass es bei der Erkrankung zu einer Zunahme der Lymphflüssigkeit im Innenohr kommt, wo sich auch das Gleichgewichtsorgan befindet. Dieser Flüssigkeitsüberschuss, in der Fachsprache als Hydrops bezeichnet, löst die typischen Symptome aus.

Diagnose der Menière-Krankheit

Bei Verdacht auf Morbus Menière nimmt der Arzt die Krankheitsgeschichte auf und stellt dem Patienten bestimmte Fragen. Darüber hinaus gibt es einige Untersuchungsmethoden und Tests, die Ärzte zur Sicherung und Differenzierung der Diagnose einsetzen können. Dazu gehören:

  • Hörtest
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Elektrocochleographie
  • Glyceroltest
  • Weber-Test
  • Otoakustische Emission
  • Hirnstammaudiometrie
  • Gleichgewichtsprüfungen

Schwindelanfälle bei Lagerungsschwindel

Tritt ein anfallartiger Schwindel auf, muss nicht immer Morbus Menière die Ursache sein. Beim sogenannten Lagerungsschwindel leiden Betroffene ebenfalls unter heftigen Schwindelattacken. Diese sind jedoch sehr viel kürzer und dauern selten länger als 30 Sekunden. Zudem werden sie in der Regel nicht von Tinnitus und Schwerhörigkeit begleitet.

Therapie und Behandlung der Menière-Krankheit

Die Ursache von Morbus Menière ist nicht geklärt. Daher gibt es leider auch keine vollständige Heilung. Die Behandlung der Ärzte zielt daher darauf ab, die Symptome zu lindern und Anfällen vorzubeugen. So können Betroffene wieder erheblich mehr Lebensqualität gewinnen. Zu den Therapiemöglichkeiten gehören sowohl verschiedene Medikamente als auch chirurgische Eingriffe.

Medikamentöse Therapie:

  • Zur Linderung der Schwindelattacken werden verschiedene Medikamente eingesetzt, die den Schwindel bekämpfen (Antivertiginosa) und gegen die Übelkeit wirken (Antiemetika).
  • Medikamente mit dem Wirkstoff Betahistin können die Häufigkeit der Anfälle reduzieren.
  • Auch Entwässerungsmittel (Diuretika) werden manchmal eingesetzt.

Chirurgische Therapie

Chirurgische Maßnahmen werden bei Morbus Menière nur selten eingesetzt, da es kaum wissenschaftlich belastbare Wirksamkeitsnachweise gibt. Nur in schweren Fällen von Morbus Menière, in denen medikamentöse Behandlungen keinen Erfolg mehr zeigen, ziehen Ärzte einen solchen Eingriff in Erwägung. Folgende chirurgischen Therapiemöglichkeiten gibt es:

  • Mit einem lokal verabreichten Antibiotikum oder Betäubungsmittel deaktiviert der Arzt das Gleichgewichtsorgan. Dies kann die Schwindelanfälle verhindern; häufig verschlechtert sich dadurch jedoch auch das Hörvermögen.
  • In einem chirurgischen Eingriff befreit der Arzt das Innenohr von seinem Druck (Sakkotomie).
  • Wenn keine anderen Therapien mehr helfen und das Gehör auf der betroffenen Seite nicht mehr funktioniert, kann der Arzt in einer Operation den Nerv des Gleichgewichtsorgans kappen. Dies führt jedoch zur vollständigen Taubheit des betroffenen Ohrs.

Faktoren der Lebensführung

Darüber hinaus gibt es auch Faktoren der Lebensführung, mit denen Betroffene aktiv auf ihre Erkrankung einwirken können. Dazu gehören:

  • Regelmäßige Bewegung
  • Anwendung von Entspannungstechniken
  • Durchführung von Gleichgewichtstraining
  • Salzarme Ernährung
  • Verzicht auf Rauchen
  • Verzicht auf Alkohol
  • Wenig Koffein
  • Möglichst stressarme Lebensweise

Behandlung von Tinnitus

Tinnitus ist ein Symptom von Morbus Menière, kann jedoch auch ohne diese Grunderkrankung auftreten. Spezielle Tinnitus-Noiser können helfen, die belastenden Ohrengeräusche zu überdecken. Für das Gehör wirken sie entspannend und ausgleichend. Für weitere Informationen über die unterstützende Behandlung mit Tinnitus-Noisern nehmen Sie Kontakt zu Ihrem HNO-Facharzt oder Ihrem Hörgeräteakustiker auf.

Morbus Menière zusammengefasst:

  • Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, deren Ursache nicht sicher geklärt ist.
  • Vermutlich ist eine Flüssigkeitszunahme im Bereich des Innenohrs für die Symptome verantwortlich.
  • Symptome sind vor allem Schwindel, Tinnitus und Schwerhörigkeit, die anfallsweise auftreten.
  • Bei Verdacht auf Morbus Menière sollte umgehend ein HNO-Arzt aufgesucht werden. Er kann eine sichere Diagnose stellen.
  • Morbus Menière ist nicht heilbar. Es gibt aber medikamentöse und chirurgische Behandlungsmöglichkeiten, mit denen die Symptome gelindert und die Anfälle reduziert werden können.
  • Auch die persönliche Lebensführung kann einen Einfluss auf die Erkrankung haben. Betroffene sollten sich salzarm ernähren, auf Alkohol, Nikotin und Koffein verzichten, sich viel bewegen und Stress vermeiden.
  • Für weitere Informationen zu dieser Erkrankung nehmen Sie Kontakt zu Ihrem HNO-Facharzt auf.