Hören

Ohren reinigen – aber richtig!

Ohren reinigen


Was Sie bei der Ohren-Reinigung beachten sollten. Bei kaum einer Form der Körperpflege werden so viele Fehler gemacht wie beim Reinigen der Ohren. Das zentrale Missverständnis dabei betrifft das Ohrenschmalz: Es wird von vielen Menschen als unhygienisch empfunden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Ohrenschmalz ist ein natürlicher Schutzschild unserer Ohren. Beim regelmäßigen oder unfachmännischen Entfernen drohen sogar gesundheitliche Schäden. Vor allem die verbreiteten Wattestäbchen sind sehr riskant.

Wenn von dem Reinigen der Ohren gesprochen wird, ist meist das regelmäßige Entfernen von Ohrenschmalz gemeint. Ohrenschmalz wird in der Fachsprache als Cerumen bezeichnet, was ursprünglich so viel wie Wachssalbe bedeutet. Und das beschreibt die Konsistenz von Ohrenschmalz bereits recht gut: Es ist fettig, klebrig und meist gelblich-braun gefärbt. Das mag nicht besonders appetitlich klingen – ist aber ganz natürlich. Nicht nur wir Menschen haben Schmalz im Ohr – alle Säugetiere produzieren Cerumen.

Ohren reinigen: Die Funktionen von Ohrenschmalz

Ohrenschmalz wird von der Ohrenschmalzdrüse hergestellt, die im Äußeren Gehörgang sitzt. Das Sekret ist viel besser als sein Ruf – ein erstaunlicher Stoff, der aus über 1.000 einzelnen Substanzen besteht. Dementsprechend erfüllt das Cerumen auch eine ganze Palette an wichtigen Funktionen im Ohr:

  • Feuchthaltung und Pflege der Haut im Gehörgang
  • Abtransport von Schmutzpartikeln, abgestorbenen Hautschüppchen und Staub aus dem Ohr
  • Schutz vor Fremdkörpern und kleinen Insekten, die ins Ohr geraten könnten
  • Abwehr von Bakterien und Pilzsporen

Ohren vom Arzt reinigen lassen

Das Cerumen erfüllt viele wichtige Funktionen im Ohr. Es sollte nur entfernt werden, wenn eine Überproduktion vorliegt oder ein Ohrenschmalz-Pfropfen den Gehörgang verstopft. Dies macht sich meist durch das Auftreten von Schwerhörigkeit, Juckreiz oder einem Fremdkörpergefühl im Ohr bemerkbar. In beiden Fällen empfiehlt es sich, einen HNO-Facharzt aufzusuchen. Er kann überschüssiges Ohrenschmalz absaugen, fachmännisch den Gehörgang reinigen und Ohrenschmalz-Pfropfen entfernen. Bei übermäßiger Ohrenschmalz-Produktion ist es sinnvoll, das Ohr alle drei Monate beim Arzt reinigen zu lassen.

Ohren selbst reinigen birgt gesundheitliche Risiken

Grundsätzlich sollten Sie das Ohrenschmalz im Gehörgang besser nicht selbst entfernen. Denn das Entfernen ist nicht nur unnötig, sondern birgt auch Risiken:

  • Beim Reinigen ist es möglich, dass das Ohrenschmalz versehentlich nicht aus dem Ohr entfernt, sondern im Gegenteil weiter ins Ohr hinein geschoben und verdichtet wird. So können mit der Zeit hartnäckige Ohrenschmalz-Pfropfen entstehen, die den gesamten Gehörgang verschließen und das Hören beeinträchtigen. Ein solcher Pfropf muss vom HNO-Arzt professionell entfernt werden.
  • Die regelmäßige Entfernung des Cerumens schwächt den Selbstschutz des Ohres und trocknet die Haut des Gehörgangs aus. So können sich Bakterien, Pilze und Entzündungen leichter ausbreiten.
  • Das Reinigen der Ohren kann die empfindliche Haut des Gehörgangs reizen. Dies führt schnell zu einer Gehörgangsentzündung, die ausgesprochen schmerzhaft ist und unbedingt vom HNO-Facharzt behandelt werden muss. Auch das Trommelfell kann durch unfachmännisches Reinigen verletzt werden.

Ohren reinigen mit Wattestäbchen und Ohrenkerzen

Zur Ohrenhygiene sind im Handel verschiedene Produkte erhältlich. Insbesondere Wattestäbchen und Ohrenkerzen werden in Drogerie-Märkten und –Abteilungen angeboten. Doch beide sind nur bedingt zum Reinigen der Ohren geeignet.

  • Wattestäbchen sind kleine, dünne Kunststoffstäbchen, die an beiden Enden mit Wattekugeln gepolstert sind. Das große Missverständnis: Wattestäbchen sollten nicht in den Gehörgang eingeführt werden. Sie schieben das Ohrenschmalz in der Regel eher tiefer ins Ohr hinein, als es zu entfernen. Bei einer Cerumen-Überproduktion sind Wattestäbchen nicht effektiv genug. Im schlimmsten Fall kann es zu Gehörgangsentzündung oder Verletzungen am Trommelfell kommen. Zum Reinigen der Mulden und Vertiefungen der äußeren Ohrmuschel sind Wattestäbchen dagegen gut geeignet. Am besten werden sie dabei mit ein wenig lauwarmem Wasser angefeuchtet.
  • Ohrenkerzen oder Hopi-Kerzen werden vor allem in der Alternativmedizin häufig zum Reinigen der Ohren eingesetzt und gelten als besonders schonend. Eine Ohrenkerze ist ein langes, hohles, wachsgetränktes Röhrchen in Trichterform. Zum Ohren-Reinigen legt man sich auf die Seite, führt die Ohrenkerze mit dem unteren Ende in das Ohr ein und zündet das obere Ende an. Dadurch wird ein Unterdruck im Gehörgang erzeugt, der Verschmutzungen und Sekret aus dem Ohr “heraus saugt”. Auch diese Methode ist risikobehaftet, denn es ist nicht ausgeschlossen, dass heißer Wachs in den Gehörgang tropft und dort Verbrennungen am Trommelfell verursacht.

Finger weg von unfachmännischen Werkzeugen!

Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich zu viel Ohrenschmalz im Gehörgang befindet, suchen Sie Ihren HNO-Arzt auf. Greifen Sie niemals zu Werkzeugen wie Heftklammern, Stiften oder Pinzetten, um damit Ohrenschmalz aus Ihren Ohren zu entfernen. Sie können sich damit ernsthafte Verletzungen im Gehörgang zufügen! Im schlimmsten Fall riskieren Sie sogar Ihr Hörvermögen.

Ohren reinigen – so geht es richtig

Wie kann man die Ohren aber nun richtig reinigen? Für das regelmäßige Reinigen ist es vollkommen ausreichend, wenn die Ohrmuschel vorsichtig mit etwas lauwarmem Wasser abgewischt wird. Dazu können Sie eines der folgenden Hilfsmittel benutzen:

  • Wattestäbchen
  • Wattepad
  • Waschlappen
  • fusselfreies Tuch

So werden abgestorbene Hautschüppchen und ausgetretenes Ohrenschmalz entfernt. Zur Unterstützung können Hausmittel wie warmes Olivenöl auf das Tuch gegeben werden, die das Ohrenschmalz lösen. Lassen Sie jedoch kein Öl oder Wasser in den Gehörgang laufen. Vor allem Wasser lässt Ohrenschmalz aufquellen. Durch die Volumenvergrößerung bildet sich schnell ein Ohrenschmalz-Pfropfen.

Im Fachhandel sind auch spezielle Ohrentropfen und Ohrensprays erhältlich, die das Ohrenschmalz im Gehörgang lösen und hinaus spülen, so dass Sie es leichter entfernen können. Setzen Sie diese Mittel aber nur genau so ein, wie es in der Packungsbeilage beschrieben wird, und fragen Sie im Zweifel Ihren HNO-Facharzt. Denn auch hier kann es bei falscher oder übermäßiger Anwendung zu Reizungen kommen.

Übrigens: Achten Sie auch auf die regelmäßige Reinigung hinter den Ohren. In der Hautfalte hinter der Ohrmuschel können sich sonst mit der Zeit unangenehme Entzündungen bilden.

Besondere Ohrenhygiene bei Hörgeräte-Trägern

Menschen, die Hörgeräte benutzen, müssen besonders auf Ihre Ohrenhygiene achten. Denn durch das regelmäßige Tragen von Hörgeräten wird der Gehörgang oft nicht richtig belüftet und ist damit besonders empfindlich. Die richtige Pflege und Reinigung des Ohres zeigt Ihnen Ihr HNO-Facharzt.

Ohren reinigen zusammengefasst:

  • Ohrenschmalz ist ein natürlicher Schutzschild des Ohres und muss nicht regelmäßig entfernt werden.
  • Eine Entfernung von Ohrenschmalz ist nur im Bedarfsfall nötig – also bei einer Überproduktion oder wenn sich ein Ohrenschmalz-Pfropf gebildet hat. Ob das der Fall ist, klärt Ihr HNO-Facharzt.
  • Bei unsachgemäßem Reinigen wird das Ohrenschmalz häufig nur weiter in den Gehörgang geschoben. Im schlimmsten Fall drohen gesundheitliche Schäden wie Gehörgangsentzündungen.
  • Besondere Vorsicht ist bei Ohrenstäbchen und Ohrenkerzen geboten – sie können das Ohr schnell reizen oder verletzen.
  • Am sichersten ist das professionelle Reinigen der Ohren durch Ihren Arzt.
  • Zum regelmäßigen Reinigen genügt es, die Ohrmuschel mit lauwarmem Wasser und einem Tuch vorsichtig abzureiben.
  • Spezielle Ohrentropfen und Ohrensprays zur Ohren-Reinigung sind im Fachhandel erhältlich, sollten aber genau nach Packungsbeilage verwendet werden.
  • Hörgeräte-Träger sollten besonderen Wert auf die Ohrenhygiene legen.
  • Ihr HNO-Facharzt oder Hörakustiker zeigt Ihnen gern, mit welcher Methode Sie Ihr Ohr sicher reinigen.