HörenKrankheiten

Lagerungsschwindel

lagerungsschwindel


Symptome, Ursachen und Therapie. Plötzlich dreht sich alles: Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel (BPLS) ist zwar nicht gefährlich, aber hochgradig unangenehm. Die Drehschwindelattacken machen orientierungslos und können Übelkeit und Erbrechen auslösen. Für Betroffene ist Lagerungsschwindel sehr belastend. Bei einem diagnostizierten Lagerungsschwindel sind jedoch spezielle Übungen, die sogenannten Epley-Manöver, eine wirkungsvolle Behandlungsmaßnahme.

Cupulolithiasis, Canalolithiasis oder auch gutartiger Lagerungsschwindel: All diese Begriffe bezeichnen eine bestimmte Art des Schwindels, die von einer Störung des Gleichgewichtsorgans herrührt. Wie der Name schon vermuten lässt, tritt der Schwindel vor allem dann auf, wenn die eigene Körperposition verändert wird.
Typische Situationen sind unter anderem:

  • Beim Hinlegen
  • Beim Umdrehen im Bett
  • Beim Aufrichten aus einer Liegeposition
  • Bei schnellem Hinhocken oder Bücken
  • Beim Drehen des Kopfes zur Seite

Lagerungsschwindel tritt bei älteren Menschen besonders oft auf, doch auch Jüngere leiden unter dem unangenehmen Schwindel.

Schwindelattacken beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich

Rein medizinisch betrachtet ist Lagerungsschwindel harmlos. Doch die Auswirkungen auf die persönliche Lebensqualität können erheblich sein. Denn kaum etwas ist so quälend wie die Orientierungslosigkeit und Übelkeit bei heftigen Schwindelgefühlen. Da ist es ein geringer Trost, dass der Schwindel in der Regel nur etwa 30 Sekunden andauert. Nach einem Anfall von Drehschwindel fühlen sich Betroffene häufig, als würden sie über Watte laufen.

Symptome von Lagerungsschwindel im Überblick:

  • Plötzlich auftretende Anfälle von Schwindel
  • Tritt bei Lageveränderungen wie Hinlegen oder Kopfdrehen auf
  • Kann starke Übelkeit und Erbrechen verursachen
  • Dauert in der Regel nicht länger als 30 Sekunden
  • Endet danach, auch ohne Intervention, von selbst
  • Oft bleibt das Gefühl, wie auf Watte zu laufen, für bestimmte Zeit zurück

Bei Lagerungsschwindel den Arzt aufsuchen

Für Patienten ist der Leidensdruck bei diesen Schwindelanfällen verhältnismäßig groß. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Betroffene Strategien entwickeln, um die Schwindelattacken zu verhindern: Sie vermeiden alle Bewegungen, bei denen der Schwindel auftreten könnte.

Dies ist jedoch nicht ratsam, denn zum einen ist das Risiko groß, dass über kurz oder lang doch eine unbedachte Bewegung gemacht wird, die den Schwindel auslöst. Zum anderen wird die Alltagsgestaltung stark eingeschränkt. Zudem kann es durch die unnatürlichen Bewegungsabläufe zu hartnäckigen Muskelverspannungen kommen. Sinnvoller ist es, zeitnah ärztliche Hilfe zu suchen. Denn handelt es sich wirklich um Lagerungsschwindel, kann die richtige Behandlung nachhaltig gegen die Schwindelanfälle helfen.

Funktionsweise des Gleichgewichtsorgans

Der Auslöser von Lagerungsschwindel liegt im Innenohr. Dort befindet sich das Gleichgewichtsorgan. Um verstehen zu können, wie diese Form des Schwindels entsteht, ist es sinnvoll, die Funktionsweise des Gleichgewichtsorganes zu betrachten.

Bewegen wir nun unseren Kopf, wirkt sich das auch auf die Flüssigkeit, die Gallerte und die Ohrsteine in unserem Gleichgewichtsorgan aus. Die Ohrsteine erhöhen dabei die Trägheit der Gallerte. Ja nachdem, wie wir unseren Kopf bewegen, wird die Gallerte mit den Ohrsteinen mit bewegt – und damit auch die darunterliegenden Sinneshärchen gebogen. Dieser Reiz wird über den Nerv des Gleichgewichtsorgans geleitet und vom Gehirn als entsprechende Bewegung interpretiert.

Ursachen des Lagerungsschwindels

Die Ohrsteine haben also einen wichtigen Anteil an der Funktion des Gleichgewichtsorgans – und sind mit dafür verantwortlich, dass wir unsere Bewegungen koordinieren und das Gleichgewicht halten können. Was sind nun die Ursachen des Lagerungsschwindels? Zu dem unangenehmen Schwindel kommt es, wenn sich einzelne Ohrsteinchen aus der Gallerte lösen und in die Bogengänge geraten.

Dort schwimmen sie frei in der Flüssigkeit und geben durch ihr Gewicht – teilweise starke – Impulse an die Sinneszellen des Gleichgewichtsorgans, das sie ans Hirn weiterleitet. So kommt es zu dem typischen Schwindel. Das Gehirn registriert zwar, dass diese Information nicht mit der tatsächlichen Position des Körpers übereinstimmt. Das Gefühl des Drehens und Schwankens, das von den losgelösten Ohrsteinen herrührt, bleibt aber dennoch bestehen.

Mögliche Gründe für eine Ablösung der Ohrsteinchen

Es gibt verschiedene Gründe, die möglicherweise zur Ablösung der Ohrsteinchen von ihrer ursprünglichen Position führen können. Welche davon genau zutreffen, ist wissenschaftlich bislang noch nicht abschließend geklärt. Vermutete Ursachen sind unter anderem:

  • Kopfverletzungen und Traumata
  • Starke Erschütterungen, zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall oder beim Sport
  • Natürliche Alterungsprozesse
  • Entzündungen des Innenohrs und des Gleichgewichtsorgans

Attackenschwindel bei Morbus Menière

Bei der sogenannten Menièrschen Krankheit können ähnliche Anfälle von Drehschwindel auftreten. Diese Schwindelattacken treten ganz plötzlich auf und können, im Unterschied zum Lagerungsschwindel, mehrere Stunden andauern. Oft leiden Patienten zusätzlich unter Schwerhörigkeit, Tinnitus, Ohrendruck und Schweißausbrüchen. Bei Verdacht auf Morbus Menière sollte unbedingt ein HNO-Arzt hinzugezogen werden.

Diagnose des Lagerungsschwindels mit der Dix-Hallpike-Lagerungsprobe

Bei Verdacht auf Lagerungsschwindel sollte stets ein HNO-Facharzt aufgesucht werden. Er wird ein gründliches Vorgespräch führen, einige Fragen stellen und schließlich ein Provokationsmanöver, die sogenannte Dix-Hallpike-Lagerungsprobe, durchführen. Dabei sitzt der Patient zunächst aufrecht. Dann wird er in eine Liegeposition gebracht, wobei der Kopf um 45 Grad zur Seite gedreht wird.

Ist der Patient tatsächlich an Lagerungsschwindel erkrankt, wird diese Aktion einen Schwindelanfall auslösen. Das ist für Betroffene zwar unangenehm, aber nur von kurzer Dauer – und die einzige Möglichkeit, eine sichere Diagnose zu stellen.

Therapie des Lagerungsschwindels mit Epley-Manövern

Die gute Nachricht: Eine Behandlung dieser Form der Schwindelerkrankung ist sehr gut möglich. Die effektivste Therapie ist das sogenannte Epley-Manöver. Diese Behandlung mag zunächst etwas unkonventionell klingen, ist aber hochwirksam. Das Epley-Manöver umfasst eine spezielle Folge an Körperbewegungen. Diese Übungen führen dazu, dass die abgelösten Ohrsteinchen aus der Reichweite der Sinneshärchen schwimmen. So wird dem Schwindel vorgebeugt.

Die Epley-Manöver werden von den Patienten zu Beginn unter Anleitung eines Fachmannes durchgeführt, denn sie lösen den Schwindel gezielt aus. Werden die Übungen regelmäßig durchgeführt, gehen die Symptome aber meist schon nach fünf bis zehn Tagen vollständig zurück.

Das Epley-Manöver

Das sogenannte Epley-Manöver funktioniert wie folgt:

  • Der Patient setzt sich auf das Bett.
  • Er dreht den Kopf um 45 Grad zur betroffenen Seite.
  • Er legt sich in einer schnellen Bewegung hin bzw. lässt sich auf das Bett fallen.
  • Nun wartet er ruhig in liegender Position ab, bis die Schwindelgefühle abklingen.
  • Dann wird erst der Kopf um 90 Grad auf die andere Seite gedreht, danach der ganze Körper.
  • Tritt Schwindel auf, wird wieder gewartet, bis er nachlässt.
  • Der Patient richtet sich wieder auf.

Diese Übungen sollten bei jeder Sitzung dreimal wiederholt werden. Die Sitzungen sollten dreimal pro Tag stattfinden.

Alternative zum Epley-Manöver

Bei Problemen mit dem Epley-Manöver kann als Alternative auch das sogenannte Semont-Manöver durchgeführt werden. Dabei wird der Kopf zur gesunden Seite gedreht, der Körper aber auf die betroffene Seite gelegt.

Lagerungsschwindel zusammengefasst:

  • Lagerungsschwindel ist medizinisch betrachtet harmlos, für die Betroffenen aber höchst unangenehm.
  • Typische Symptome sind Anfälle von Schwindel, die bei einer Veränderung der Körperposition auftreten – insbesondere beim Hinlegen oder Bücken. Der Schwindel dauert in der Regel nicht länger als 30 Sekunden.
  • Ursache für den Schwindel sind abgelöste Ohrsteinchen, welche die Sinneshärchen im Gleichgewichtsorgan reizen und damit falsche Informationen ans Gehirn leiten.
  • Die Gründe für eine Ablösung der Ohrsteine sind vermutlich starke Kopferschütterungen, Kopfverletzungen, Entzündungen im Innenohr oder Alterungsprozesse.
  • Bei Verdacht auf Lagerungsschwindel sollte immer ein HNO-Facharzt aufgesucht werden.
  • Der Arzt diagnostiziert den Lagerungsschwindel mit der sogenannten Dix-Hallpike-Lagerungsprobe.
  • Eine wirksame Therapie gegen den Schwindel ist das sogenannte Epley-Manöver. Die Übungen müssen jedoch konsequent durchgeführt werden.
  • Als Alternative zum Epley-Manöver kann auch das etwas sanftere Semont-Manöver als Behandlung gewählt werden.
  • Weitere Informationen zu dieser Erkrankung erhalten Sie bei Ihrem HNO-Facharzt.