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Presbyakusis

Presbyakusis


Altersschwerhörigkeit: Ursachen und Behandlung. Schätzungen zufolge leiden deutschlandweit etwa 37 Prozent aller Menschen über 65 Jahren an einer Schwerhörigkeit. Natürliche Verschleißerscheinungen, die im Alter einsetzen, wirken sich auch auf das Gehör aus. Bestimmte Risikofaktoren können diesen Prozess erheblich verstärken. Wer unter Altersschwerhörigkeit leidet, sollte zeitnah Hilfe bei seinem HNO-Arzt und Hörgeräteakustiker suchen. Moderne Hörgeräte können dem Hörverlust effektiv entgegen wirken – und je früher sie zum Einsatz kommen, desto größer sind die Erfolgsaussichten.

Als Presbyakusis wird in der Fachsprache eine Form der Schwerhörigkeit bezeichnet, die durch Alterungsprozesse und damit verbundene Verschleißerscheinungen unseres Körpers einhergeht. Viele bemerken zwischen dem fünfzigsten und sechzigsten Lebensjahr, dass ihr Gehör nachlässt. Doch was genau passiert eigentlich im Ohr, wenn eine Presbyakusis entsteht?

Ursachen der Presbyakusis

Im Alter lassen viele unserer Sinne langsam nach – so auch unser Hörsinn. Grund dafür ist einerseits ein natürlicher Degenerationsprozess unseres Innenohrs. Jedoch summieren sich ab einem gewissen Alter auch die Lärmschäden, die unser Ohr im Laufe unseres Lebens erleiden musste. Sind die Haarzellen in unserem Innenohr über längere Zeit einem höheren Schallpegel ausgesetzt, können sie Schäden davon tragen. Manchmal erholen sie sich wieder, meist jedoch kann die Haarzelle sich nicht regenerieren. So werden im Laufe der Jahre immer mehr Haarzellen beschädigt, verlieren ihre Funktionsfähigkeit – und unser Gehör wird langsam schlechter. Vereinfacht lässt sich sagen: Altersschwerhörigkeit ist zwar ein natürlicher Prozess, doch je öfter, länger und intensiver Ihr Gehör im Laufe der Jahre Lärm ausgesetzt ist, desto früher und stärker werden Sie vermutlich unter Altersschwerhörigkeit leiden.

Gehörschutz zur Vorbeugung von Presbyakusis

Natürliche Verschleißerscheinungen sind die Hauptursache für Schwerhörigkeit im Alter. Belastungen durch Umweltlärm verstärken die Presbyakusis zusätzlich. Achten Sie deshalb in allen Situationen mit einem hohen Lärmpegel oder einer stetigen Geräuschbelastung darauf, Ihre Ohren mit einem Gehörschutz vor Lärmüberlastung zu bewahren.

Bedenken Sie: Sowohl die Intensität der Lautstärke als auch die Länge, die wir einer akustischen Belastung ausgesetzt sind, spielen für die Gesundheit unseres Gehörs eine Rolle. So können beispielsweise Straßenverkehr oder der Lärm eines Rasenmähers einen Schallpegel von etwa 90 Dezibel erreichen. Wer dieser Lärmbelastung regelmäßig länger als acht Stunden ausgesetzt ist, riskiert dauerhafte Hörschäden.

Moderner Gehörschutz ist komfortabel und diskret. Der schädliche Lärmpegel wird gedämmt, während Sie nützliche Geräusche wie menschliche Sprache weiterhin hören können. Wenn Sie beim Führen lauter Maschinen, beim Motorradfahren, auf Partys und beim Musizieren Ihr Gehör konsequent schützen, können Sie einer unnötigen Altersschwerhörigkeit vorbeugen.

Risikofaktoren für Presbyakusis

Neben den akustischen Umweltreizen gibt es noch weitere Faktoren, die das Risiko für eine Altersschwerhörigkeit erhöhen. Dabei handelt es sich sowohl um Vorerkrankungen als auch um bestimmte Lebensgewohnheiten. Als Risikofaktoren für Presbyakusis gelten unter anderem:

  • Übergewicht und kalorienreiche Ernährung
  • Rauchen
  • Bluthochdruck
  • Diabetes Mellitus
  • Durchblutungsstörungen
  • Ototoxische Medikamente wie manche Antibiotika, Acetylsalicylsäure oder Chlorhexedin
  • Genetische Disposition

Mit einer gesunden Lebensweise, einer ausgewogenen Ernährung, dem Verzicht auf Nikotingenuss und dem konsequenten Tragen von Gehörschutz in lärmbelasteter Umgebung können Sie Ihr Risiko einer Altersschwerhörigkeit also erheblich senken.

Symptome der Presbyakusis

Im Unterschied zu einer krankheitsbedingten Schwerhörigkeit beginnt die Presbyakusis schleichend – und wird deshalb oft erst spät bemerkt. Die höheren Frequenzen sind meist als erstes betroffen – hier spricht man von der sogenannten Hochtonschwerhörigkeit. Für die Person, die unter einer Altersschwerhörigkeit leidet, bedeutet das: Geräusche werden nicht zwangsläufig leiser oder schlechter als gewöhnlich wahrgenommen. Sie klingen einfach nur ein wenig anders, da die hohen Töne nicht mehr gehört werden. Oft können Geräusche nicht mehr so gut voneinander unterschieden werden, weil das charakteristische Klangprofil nicht mehr vollständig gehört werden kann. Typisch ist auch, dass Betroffene bei Gesprächen Verständnisschwierigkeiten bekommen und genauer auf die Lippenbewegungen achten müssen.

Insbesondere Zischlaute wie „s“ oder „sch“ werden nicht mehr so gut verstanden. Sehr leise Geräusche – wie das Kratzen der Katze an der Türe oder das Telefonklingeln im Nebenzimmer – können ebenfalls nicht mehr gehört werden. Bei manchen Menschen stellen sich zusätzlich zur Schwerhörigkeit auch Ohrgeräusche (Tinnitus) ein. Häufig fällt Betroffenen die veränderte Hörwahrnehmung gar nicht auf, und über die Zeit gewöhnen sie sich sogar daran. Oft ist es das Umfeld, welches die typischen Symptome erkennt und Betroffene darauf anspricht. Klassische Situationen sind sicher der laut gestellte Fernseher oder Missverständnisse bei Gesprächen, da bestimmte Worte verwechselt werden.

Sprechen Sie Betroffene bei Verdacht auf eine Schwerhörigkeit an

Wenn Sie in Ihrem Umfeld eine Person kennen, bei der Sie den Verdacht auf eine unerkannte Presbyakusis hegen: Sprechen Sie sie darauf an. Das mag im ersten Moment unangenehm für beide Seiten sein. Doch je länger die Schwerhörigkeit andauert, desto schwieriger gestaltet sich die Versorgung mit einem Hörgerät. Denn Hören findet nicht nur im Ohr, sondern auch im Gehirn statt. Signale auf Frequenzen, die über längere Zeit nicht mehr gehört wurden, können nach einer Weile nicht mehr vom Gehirn verarbeitet werden – es hat es schlicht verlernt. Je früher die Ohren also mit einem Hörsystem versorgt werden, desto schneller und besser kann das Hörvermögen wiederhergestellt werden.

Diagnose der Presbyakusis

Liegt der Verdacht auf eine Altersschwerhörigkeit vor, sollte zeitnah ein HNO-Facharzt aufgesucht werden. Dieser macht sich mit der Krankengeschichte des Patienten vertraut, stellt einige Fragen und wird verschiedene Untersuchungen durchführen. Degenerative Veränderungen im Ohr sind mit dem bloßen Auge nicht sichtbar. Deshalb führt der HNO-Facharzt bestimmte Hörtests durch, die Aufschluss auf die zugrundeliegende Problematik geben. Dazu gehören folgende Tests:

  • Tonaudiogramm: Bei diesem Hörtest werden dem Patienten über einen Kopfhörer Töne verschiedener Frequenzen in zunehmender Lautstärke vorgespielt. Der Patient gibt über das Drücken eines Knopfes Rückmeldung, sobald er einen Ton hören kann. Daraus lässt sich entnehmen, ab welcher Lautstärke der Ton in den für den Patienten wahrnehmbaren Bereich eintritt. Dies wird als Hörschwelle bezeichnet. Je nachdem, in welchen Frequenzbereichen der Patient besser oder schlechter hört, können wichtige Rückschlüsse auf die Ursache des Hörproblems gezogen werden.
  • Sprachaudiometrie: Bei diesem Hörtest werden dem Patienten Sprachfragmente, die aus einer oder mehreren Silben bestehen, über den Kopfhörer in unterschiedlicher Lautstärke vorgespielt. Der Patient muss die gehörten Silben wiederholen. Am Ende des Tests wird ein Prüfdiagramm erstellt, das den Anteil der richtig verstandenen Sprachelemente in Abhängigkeit zur Lautstärke auswertet.

Therapie und Behandlung bei Presbyakusis

Je nachdem, wie die differenzierte Diagnose ausfällt, wird der HNO-Arzt die Therapie gestalten. Grundsätzlich muss man jedoch festhalten: Altersschwerhörigkeit ist nicht heilbar. Denn einmal zerstörte Haarzellen im Innenohr können auch vom Arzt nicht mehr wiederhergestellt werden. Die gute Nachricht: Mit einem modernen Hörgerät und einem gezielten Hörtraining kann dem Hörverlust jedoch effektiv entgegen gewirkt werden. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit können Betroffene damit wieder unbeschwert am sozialen Leben teilnehmen und einen großen Zugewinn an Lebensqualität verzeichnen. Der oft quälende Tinnitus kann mit einer entsprechenden Therapie und einem Tinnitus-Noiser gut behandelt werden.

Berührungsängste mit Hörgeräten

Gar nicht so selten kommt es vor, dass Menschen, die unter Presbyakusis leiden, ihre Schwerhörigkeit nicht wahrhaben wollen oder bewusst ignorieren. Das ist verständlich, schließlich gesteht sich niemand gerne ein, dass er körperlich beeinträchtigt ist und seine Sinne nicht mehr so gut funktionieren wie früher. Hinzu kommt oft eine gewisse Berührungsangst gegenüber dem Thema Hörgeräte.

Dabei ist diese völlig unnötig: Moderne Hörsysteme sind faszinierende High-Tech-Computer im Miniaturformat, die komfortabel und diskret zu tragen sind und Hörverlust sowie Tinnitus effektiv entgegenwirken. Sie ermöglichen Betroffenen, wieder aktiv am Leben und an Gesprächen teilzunehmen – und meistern dabei sogar schwierigste Hörsituationen. Auch wegen der Kosten, die auf sie zukommen, müssen Patienten sich nicht sorgen: Medizinisch notwendige Hörgeräte werden von den Krankenkassen übernommen. Weitere Informationen zum Thema Hörgeräte erhalten Sie bei Ihrem Hörakustiker.

Presbyakusis zusammengefasst:

  • Etwa 40 Prozent der über 65 jährigen leiden unter Presbyakusis.
  • Zwischen dem fünfzigsten und sechzigsten Lebensjahr nimmt das Hörvermögen bei vielen Menschen altersbedingt ab.
  • Die Ursachen dafür sind degenerative Prozesse im Innenohr, aber auch Lärmschäden, die sich über die Jahre summieren.
  • Symptome einer Presbyakusis sind zunächst relativ vage und werden von vielen Betroffenen nicht bemerkt.
  • In der Regel können zunächst hohe Töne nicht mehr so gut gehört werden. Geräusche können schlechter differenziert werden, Gesprächen zu folgen wird zunehmend schwierig. Bei manchen Betroffenen tritt ein Tinnitus auf.
  • Bei Verdacht auf Presbyakusis sollte zeitnah ein HNO-Facharzt aufgesucht werden. Er klärt mit Untersuchungen und Hörtests ab, ob tatsächlich eine Altersschwerhörigkeit vorliegt.
  • Eine Altersschwerhörigkeit ist nicht heilbar. Als Therapie können aber ein Hörtraining und ein modernes Hörgerät dem Hörverlust effektiv entgegenwirken.
  • Weitere Informationen zu Hörhilfen erhalten Sie bei Ihrem Arzt oder Hörgeräteakustiker.