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Implantat-Hörgeräte

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Wie Implantat-Hörgeräte bei einer Taubheit und einer Schwerhörigkeit helfen können. Die klassische Hörversorgung erfolgt mit Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten (HdO) und Im-Ohr-Hörgeräten (IdO). Doch es gibt Fälle, in denen das nicht ausreicht – oder nicht möglich ist. Dann kann ein Implantat-Hörgerät zum Einsatz kommen. Hörimplantate wie das Cochlea-Implantat oder die Knochenleitungs-Implantate BAHA und Bonebridge ermöglichen endlich wieder besseres Hören. Die Implantation ist ein Routineeingriff – doch der Aufwand der Nachversorgung sollte nicht unterschätzt werden.

Im Vergleich zu Hörgeräten der klassischen Bauformen wie Hinter-dem-Ohr (HdO) oder In-dem-Ohr (IdO) ist die Versorgung mit einem Implantat-Hörgerät sehr aufwändig. Die Implantation erfolgt in einem chirurgischen Eingriff unter Vollnarkose; auch eine umfangreiche Nachversorgung ist notwendig. Deshalb wird nur auf eine implantierbare Hörhilfe zurückgegriffen, wenn eine herkömmliche Hörversorgung nicht möglich ist. Dazu können beispielsweise folgende Fälle zählen:

  • Irreparable Innenohrschädigung
  • Fehlbildungen des Außenohres oder Gehörganges
  • Loch im Trommelfell
  • Geschädigte Gehörknöchelchen
  • Verkalkung des Steigbügels
  • Chronische Entzündungen des Gehörganges
  • Schwierige Heilungsprozesse nach Mittelohroperationen
  • Vollständiger Hörverlust auf einem Ohr

Verschiedene Arten der Implantat-Hörgeräte

Unter dem Begriff Hörimplantat versteht man elektronische Hörprothesen mit ganz unterschiedlicher Funktionsweise. Gemeinsam ist ihnen, dass ein Bauteil in einem chirurgischen Eingriff eingepflanzt wird. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen folgenden Implantaten:

  • Schädelknochenimplantat oder Knochenleitungsimplantat
  • Mittelohrimplantat
  • Innenohrimplantat oder Cochlea-Implantat (CI)
  • Hirnstammimplantat

Schädelknochenimplantat oder Knochenleitungsimplantat

Kann der Schall nicht den natürlichen Weg vom Außenohr durch das Mittelohr ins Innenohr nehmen, spricht man von einer sogenannten Schallleitungsschwerhörigkeit. In diesen Fällen kann ein Schädelknochenimplantat zum Einsatz kommen. Dieses Hörimplantat macht sich den Umstand zunutze, dass das Hören nicht nur über unser Ohr funktioniert. Denn die Schwingungen des Schalls werden auch über den Schädelknochen ins Innenohr geleitet. Das Innenohr nimmt die empfangenen Signale auf und leitet sie, wie beim natürlichen Hörprozess auch, an den Hörnerv und ins Gehirn weiter. Damit das Knochenleitungsimplantat reibungslos funktionieren kann, ist ein intaktes Innenohr unerlässlich.

Verschiedene Formen von Schädelknochenimplantaten

Es gibt auf dem Markt verschiedene Anbieter von Schädelknochenimplantaten. Dazu gehören:

  • Bone Anchored Hearing Aid-Implantat (BAHA): Das sogenannte BAHA-System besteht aus einem externen Hörgerät und dem eigentlichen Implantat, einer wenige Millimeter großen Titanschraube. Ein Teil dieser Titanschraube ist von außen sichtbar, damit das externe Hörgerät aufgesteckt werden kann. Das Hörgerät nimmt die Schallwellen auf, verstärkt sie und gibt sie in Form von Vibration an die Titanschraube weiter. Diese leitet die Vibration über den Knochen weiter ins Innenohr. Das BAHA-Implantat wird auch als Alternative zum CROS-System zur Versorgung bei einseitiger Taubheit verwendet.
  • BONEBRIDGE und alpha M-Implantat: Die aktiven Knochenleitungs-Systeme Bonebridge und alpha M bestehen aus einem externen Audioprozessor und einem Implantat. Im Unterschied zum BAHA-System sitzt das Implantat hier unter der intakten Haut und ist von außen nicht sichtbar. Der Audioprozessor wird durch Magnetkraft befestigt und sitzt unauffällig auf oder unter dem Haar.

Ohren vom Arzt reinigen lassen

Das Cerumen erfüllt viele wichtige Funktionen im Ohr. Es sollte nur entfernt werden, wenn eine Überproduktion vorliegt oder ein Ohrenschmalz-Pfropfen den Gehörgang verstopft. Dies macht sich meist durch das Auftreten von Schwerhörigkeit, Juckreiz oder einem Fremdkörpergefühl im Ohr bemerkbar. In beiden Fällen empfiehlt es sich, einen HNO-Facharzt aufzusuchen. Er kann überschüssiges Ohrenschmalz absaugen, fachmännisch den Gehörgang reinigen und Ohrenschmalz-Pfropfen entfernen. Bei übermäßiger Ohrenschmalz-Produktion ist es sinnvoll, das Ohr alle drei Monate beim Arzt reinigen zu lassen.

Mittelohrimplantate

Ein Mittelohrimplantat wandelt den aufgenommenen Schall zunächst in elektrische Impulse und dann in Vibration um. Die Vibration wird vom sogenannten Wandler direkt ins Mittelohr übertragen. Voraussetzung für die Anwendung von Mittelohrimplantaten sind funktionsfähige Hörknöchelchen. Es gibt folgende wichtige Anbieter von Mittelohrimplantaten:

  • Vibrant MED-EL Soundbridge-Implantat: Auch bei diesem Implantat gibt es einen äußeren Teil, den Audioprozessor, und einen innenliegenden Teil. Das Implantat wird mit einem Leitungskabel und dem sogenannten Floating Mass Transducer (FTM) mit dem Amboss der Hörknöchelchen verbunden. So wird der Schall über das Implantat direkt ins Mittelohr übertragen versetzt die Hörknöchelchen in Schwingung.
  • Otologics MET-Implantat: Dieses System funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie das Soundbridge-Implantat und stimuliert die Gehörknöchelchen. Ein Unterschied besteht jedoch darin, dass beim Otologics MET-Implantat eine kleine Keramikspitze die Vibration auf den Amboss überträgt. Innerhalb von etwa zwei Monaten nach dem Einsetzen des Implantates bildet der Körper eine natürliche Verbindung aus Bindegewebe zwischen der Keramikspitze und dem Amboss, welche die Schwingungen zusätzlich verstärkt.

Vollständig implantierbare Mittelohrimplantate

Neben diesen teilweise implantierbaren Hörsystemen gibt es mittlerweile auch vollständig implantierbare Mittelohrimplantate. Bei diesen werden alle Komponenten des Hörgerätes unter der Haut eingepflanzt. Von außen sind diese Hörgeräte nicht mehr sichtbar. Damit sind sie besonders diskret, hygienisch und auch für Menschen mit aktivem Lebensstil geeignet. Vollständig implantierbare Hörsysteme funktionieren per Akkusystem, das von außen aufgeladen werden kann. Die Lebensdauer der Akkus beläuft sich auf etwa 15 Jahre.

Folgende vollständig implantierbare Hörsysteme gibt es:

  • Carina-Implantat: Bei diesem System besteht das Implantat aus drei Teilen – dem Gehäuse mit der Elektronik, dem Mikrofon und dem Wandler. Alle drei Komponenten werden unter die Haut gepflanzt, und zwar direkt hinter dem Ohr. Der Wandler wird, wie bei den anderen Implantat-Systemen, bis zum Mittelohr geführt, wo er Kontakt zu den Gehörknöchelchen hat und den erfassten Schall als Vibration auf sie überträgt.
  • Esteem-Implantat: Auch beim Esteem-System wird der Audioprozessor hinter dem Ohr unter die Haut gesetzt. Der Wandler, der Sensor und der Treiber werden direkt im Mittelohr platziert. Der Sensor wird dabei am Mittelohr befestigt. Im Unterschied zum Carina-Implantat verfügt das Esteem Implantat über kein eigenes Mikrofon, sondern nutzt das Trommelfell als natürliches Mikrofon. Der Sensor nimmt die mechanischen Schwingungen des Trommelfells und der Hörknöchelchen auf, wandelt sie in elektrische Impulse um und gibt diese an den Audioprozessor weiter. Der wiederum verstärkt die Signale, leitet sie an den Treiber weiter, und dieser verwandelt sie wieder in Schwingungen, die er an den Steigbügel weiterleitet. Auf diese Weise wird der natürliche Hörprozess direkt im Mittelohr verstärkt.

Cochlea-Implantat oder Innenohrimplantat

Liegt die Ursache des Hörverlustes im Innenohr, stoßen gewöhnliche Hörgeräte an ihre Grenzen. Cochlea-Implantate können hier eine Lösung sein. Die einzige Voraussetzung ist ein intakter Hörnerv. Ist diese Voraussetzung erfüllt, können sogar gehörlos geborene Kinder oder vollständig gehörlose Menschen wieder hören. Auch das Cochlea-Implantat besteht aus einem externen Hörgerät und einem internen Teil, dem eigentlichen Implantat. Dieses besteht aus einer Empfängerspule, einem langen, dünnen Elektrodenträger und den Elektroden.

In einem chirurgischen Eingriff wird die Empfängerspule in den Schädelknochen implantiert. Die Elektrodenträger werden von der Empfängerspule durch das Mittelohr bis direkt in die Hörschnecke (Cochlea) geführt. Dort übernehmen sie, vereinfacht ausgedrückt, die Funktion des geschädigten Innenohrs. Sie stimulieren den Hörnerv, der die elektrischen Impulse ins Gehirn weiterleitet – dies wäre beim natürlichen Hörvorgang die Aufgabe der Haarsinneszellen.

Die Nachsorge beim Cochlea-Implantat ist sehr aufwändig. Nach der Wundheilung wird der Prozessor des Implantates angepasst, es folgen umfassende Rehabilitationsmaßnahmen mit Training des Hörens und Sprachverstehens. Vor allem bei Patienten, die vor der vollständigen Ausbildung des Sprachverstehens ertaubt sind, ist ein intensives Training notwendig.

Hirnstammimplantat

Das Hirnstammimplantat ist ein abgewandeltes Cochlea-Implantat. Es funktioniert nach demselben Prinzip wie das Innenohrimplantat, jedoch mit einem wichtigen Unterschied: Die elektrischen Impulse werden nicht an den Hörnerv geleitet, sondern direkt in den Hirnstamm – genauer, auf den ersten Hörkern im Hirnstamm, den Nucleus Cochlearis. Ein Hirnstammimplantat kommt vor allem bei Patienten zum Einsatz, bei denen die natürliche Verbindung zwischen der Cochlea und dem Gehirn nicht mehr besteht. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein Tumor am Hörnerv entfernt wurde.

Kostenübernahme der Krankenkasse

Bei medizinischer Notwendigkeit werden die Kosten für ein Implantat-Hörgeräte vollständig von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen – inklusive der Kosten für den Eingriff und die Nachsorge. Für weitere Informationen rund um das Thema Kostenübernahme bei Implantaten nehmen Sie Kontakt zu Ihrem HNO-Facharzt und Ihrem Akustiker auf.

Implantat-Hörgeräte zusammengefasst:

  • Wenn klassische Hörgeräte zur Versorgung einer Schwerhörigkeit nicht ausreichend oder möglich sind, kommen häufig Implantat-Hörgeräte zum Einsatz.
  • Je nach Einsatzgebiet und Mechanismus werden unterschiedliche Arten von Implantaten unterschieden: Knochenleitungsimplantate, Mittelohrimplantate, Innenohrimplantate und Hirnstammimplantate.
  • Knochenleitungsimplantate bestehen aus einem externen und einem internen Teil und nutzen die natürliche Schallübertragung über den Schädelknochen.
  • Mittelohrimplantate gibt es in der teilimplantierbaren und vollimplantierbaren Variante. Diese Hörsysteme leiten den Schall als elektrische Impulse ins Mittelohr und übertragen ihn dort als Vibration auf die Gehörknöchelchen.
  • Innenohrimplantate ersetzen die Funktion des Innenohrs. So können auch viele Menschen, die gehörlos geboren wurden, wieder hören.
  • Hirnstammimplantate funktionieren ähnlich wie Cochlea-Implantate, jedoch übertragen sie die elektrischen Signale direkt in den Hirnstamm.
  • Die Implantation ist ein risikoarmer chirurgischer Eingriff, der mit einer umfangreichen Nachsorge verbunden ist.
  • Bei medizinischer Notwendigkeit werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen.
  • Für weitere Informationen zum Thema Implantat-Hörgeräte nehmen Sie Kontakt zu Ihrem HNO-Arzt auf.