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Barotrauma

Barotrauma


Ursachen, Symptome und Behandlung der Druckverletzung. Eine schnelle Druckveränderung kann unserem Körper zum Teil schwere Schäden zufügen. Das gilt nicht nur für die Ohren, sondern auch für Lunge und Nasennebenhöhlen. Diese Schäden werden unter dem Begriff Barotrauma zusammengefasst. Vor allem Taucher sind vom Barotrauma betroffen, doch auch bei Flugreisen kann es schnell zu der Druckverletzung kommen.

Jeder, der schon einmal mit dem Tauchen zu tun hatte, kennt die wichtige Regel: Niemals mit einem Schnupfen auf Tauchgang gehen! Der Grund ist das sogenannte Barotrauma. Mit diesem Begriff wird in der Medizin eine Reihe von Verletzungen und Funktionsstörung zusammengefasst, zu denen es durch physikalische Druckveränderungen kommen kann.

Von diesen Druckverletzungen können alle luftgefüllten Hohlorgane im menschlichen Körper betroffen sein.Dazu gehören:

  • Innenohr
  • Mittelohr
  • Nasennebenhöhlen
  • Karieshohlräume
  • Lunge
  • Magen-Darm-Trakt
  • Haut
  • Auge

Ursachen für ein Barotrauma

Ursache für das Barotrauma ist ein schnell wechselnder Umgebungsdruck, auf den der Körper nicht mit einem angemessenen Druckausgleich reagieren kann. Im normalen Alltag erleben wir in der Regel nur geringe und langsame Druckveränderungen, die im schlimmsten Fall zu einem leichten Druck auf den Ohren führen können – wie beispielsweise beim Fahrstuhlfahren. Typisch für das Barotrauma sind eher außergewöhnliche Situationen wie:

  • Tauchen
  • Flugzeugreise
  • Bergsteigen
  • Fallschirmspringen
  • Seilbahn im Gebirge
  • Achterbahnfahren

Was genau passiert bei einem Barotrauma?

Beim Barotrauma spielen sowohl die Schnelligkeit als auch die Höhe einer Druckveränderung eine Rolle. Es ist ein Grundgesetz der Physik, dass das Volumen von Luft bei steigendem Druck sinkt. Bei sinkendem Druck steigt es dagegen. Und das gilt nicht nur für die uns umgebende Luft, sondern auch für Hohlräume im Körper, die mit Luft und Gasgemischen gefüllt sind. Verändert sich der Umgebungsdruck, ändert sich also auch das Luftvolumen in den Hohlorganen unseres Körpers.

Kann unser Körper für einen Druckausgleich durch eine Belüftung des Hohlraums sorgen, ist die Druckdifferenz in der Regel kein Problem. Dasselbe gilt, wenn das Gewebe, das den Hohlraum im Körper umgibt, sehr elastisch und widerstandsfähig ist. Werden diese beiden Voraussetzungen jedoch nicht erfüllt, können die betreffenden Organe erheblichen Schaden davon tragen.

Für die Entstehung eines Barotraumas sind also insgesamt folgende Faktoren ausschlaggebend:

  • Höhe der Druckveränderung
  • Schnelligkeit der Druckveränderung
  • Verhinderung eines körpereigenen Druckausgleichs
  • Nicht ausreichende Elastizität und Widerstandsfähigkeit der Hohlorgane des Körpers

Überdruck-Barotrauma und Unterdruck-Barotrauma

Je nachdem, ob der Druck der Umgebung zunimmt oder sinkt, unterscheidet man zwei Arten des Barotraumas:

  • Überdruck-Barotrauma: Erhöht sich der Umgebungsdruck, sinkt gleichzeitig das Luftvolumen in den Hohlräumen des Körpers. Die Folge: Die betreffenden Organe werden von außen unter Druck gesetzt, während sich Innen ein Unterdruck bildet, der einen inneren Sog auf das Organ ausübt. Seine Bezeichnung erhält das Überdruck-Barotrauma jedoch von den Druckverhältnissen des Umgebungsdrucks.
  • Unterdruck-Barotrauma: Sinkt der Umgebungsdruck, erhöht sich das Luftvolumen in den Hohlräumen des Körpers. Die Folge: Die Ausdehnung des Luftvolumens erzeugt einen inneren Überdruck im Organ, während von außen die Sogwirkung einsetzt.
Überdruck-Barotrauma Unterdruck-Barotrauma (invers)
Umgebungsdruck steigt Umgebungsdruck sinkt
Luftvolumen im Hohlraum sinkt Luftvolumen im Hohlraum steigt
Unterdruck im Organ entsteht Überdruck im Organ entsteht
Sog von innen Sog von außen
Führt u.a. zu Flüssigkeitsansammlungen Führt u.a. zum Zerreißen von Gewebe

Mittelohrbarotrauma beim Tauchen

Das Barotrauma ist der Grund, aus dem man niemals mit Schnupfen tauchen gehen sollte. Beim Abtauchen erhöht sich der Umgebungsdruck teilweise enorm, in der Paukenhöhle entsteht entsprechend ein Unterdruck. Normalerweise kann der Unterdruck über die Ohrtrompete ausgeglichen werden. Die Ohrtrompete ist eine Röhre zwischen Mittelohr und Nasen-Rachen-Raum, die für Belüftung sorgt. Dafür ist ein gezielter, aktiver Druckausgleich – beispielsweise durch Schlucken oder Kauen – nötig.

Bei Erkältungen schwillt die Schleimhaut in dieser Röhre jedoch häufig an und blockiert die Belüftung – man spricht hier von einer Tubenbelüftungsstörung. Die Folge: Der Unterdruck im Mittelohr kann nicht ausgeglichen werden. Der dadurch entstehende innere Sog kann möglicherweise schwere Verletzungen an Trommelfell und Gehörknöchelchen verursachen.

Barotrauma des Mittelohrs

Die am häufigste auftretende Form des Barotraumas ist das Mittelohrbarotrauma, das vor allem bei Tauchern verbreitet ist. Die Druckverletzung entsteht meist während des Abtauchens, es handelt sich entsprechend um ein Überdruck-Barotrauma. Beim Abtauchen steigt der Außendruck durch die umgebenden Wassermassen an. Die Folge: Das Trommelfell wird nach innen gesogen, es können Einblutungen und Risse entstehen. Aus der Schleimhaut kann durch den Unterdruck Sekret gesogen werden, das sich ansammelt. Reißt das Trommelfell, kann zusätzlich Wasser ins Mittelohr eindringen. In der Folge können schnell bakterielle Infektionen und Mittelohrentzündungen entstehen. Auch beim Fliegen kann ein Barotrauma auftreten – insbesondere während der schnellen Druckveränderung bei Start und Landung.

Symptome des Mittelohrbarotraumas sind:

  • Starke Ohrenschmerzen
  • Hörverlust
  • Heftige Schwindelanfälle
  • Übelkeit und Erbrechen

Barotrauma durch Badekappen und Ohrstöpsel

In manchen Fällen kann es auch durch das Tragen von Schwimm-Ohrstöpseln oder sehr eng anliegenden Badekappen zu einem Barotrauma kommen. Diese dichten das Ohr so stark ab, dass ein Druckausgleich nicht mehr möglich ist. Deshalb sollten Sie niemals mit herkömmlichen Schwimm-Ohrstöpseln tauchen. Im Handel sind jedoch spezielle Ohrstöpsel für Taucher erhältlich. Die Docs Pro Plus Plugz beispielsweise ermöglichen einen Druckausgleich trotz Ohrstöpseln.

Barotrauma des Innenohres

Ein Barotrauma des Innenohrs kommt ebenfalls vor, ist aber sehr selten. Es entsteht meist, wenn es zu einem unvermittelten, schlagartigen Druckausgleich in den Ohren kommt. Das Innenohr ist ein geschlossener, knöcherner Hohlraum, der über zwei Öffnungen mit dem Mittelohr verbunden ist: Dem ovalen Fenster (Fenestra ovalis), der von der Fußplatte am Steigbügel verschlossen ist, und dem sogenannten Rundfenster (Fenestra cochleae), das von einer Membrane verschlossen wird.

Das Rundfenster gleicht mit seiner beweglichen Membrane die leichten Druckschwankungen des Innenohrs aus. Bei einem plötzlichen Druckausgleich wird diese Membran jedoch nach innen ins Innenohr gewölbt und kann sogar reißen. Das kann zu einem Eindringen von Luft ins Innenohr führen. Dabei kommt es teilweise zu schweren Verletzungen des Innenohrs, die sich durch heftige Schwindelanfälle, Hörverlust, Tinnitus und ein verstopftes Gefühl in den Ohren äußern.

Behandlung des Barotraumas

Beim Verdacht auf ein Mittelohrbarotrauma sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Durch ein Anamnesegespräch und eine Ohrspiegelung kann sich der HNO-Arzt schnell einen Überblick verschaffen, wie gravierend die Schäden im Mittelohr sind. Die akuten Verletzungen werden häufig mit Cortison behandelt. In schweren Fällen ist eine Operation nötig, in der das Trommelfell wieder verschlossen wird. Ist durch den Trommelfellriss Wasser ins Mittelohr eingedrungen, kann es zu bakteriellen Infektionen kommen. Dann werden häufig auch Antibiotika eingesetzt.

Prognose beim Barotrauma

In der Regel sind die Heilungsaussichten beim Mittelohrbarotrauma gut. Werden die Druckverletzungen frühzeitig behandelt, heilen sie meist wieder vollständig ab. In schweren Fällen können die Schäden im Ohr jedoch irreparabel sein und zu einem dauerhaften Hörverlust führen. Hier helfen moderne Hörgeräte, die der Schwerhörigkeit effektiv entgegenwirken und eine aktive Teilnahme am Leben ermöglichen. Spezielle Modelle sind sogar vollständig wasserdicht und können problemlos auch beim Wassersport und sogar Tauchen getragen werden.

Barotrauma zusammengefasst:

  • Verändert sich der Umgebungsdruck sehr schnell, kann es in den Hohlorganen des Körpers zu Verletzungen kommen, wenn kein Druckausgleich stattfindet.
  • Alle Hohlorgane des Körpers können betroffen sein, z.B. Mittelohr, Lunge, Nasennebenhöhlen.
  • Zum Barotrauma kommt es in Situationen mit deutlicher Druckdifferenz, wie z.B. beim Fliegen oder Tauchen.
  • Am meisten verbreitet ist das Mittelohrbarotrauma.
  • Beim Barotrauma im Mittelohr kann es zu Verletzungen am Trommelfell und zu Flüssigkeitsansammlungen im Ohr kommen.
  • Ein Barotrauma im Innenohr tritt sehr selten auf, kann aber schwere Schäden verursachen.
  • Symptome des Barotraumas im Ohr sind starke Ohrenschmerzen, Hörverlust, Schwindelanfälle und Übelkeit.
  • Bei Verdacht auf ein Barotrauma sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden, der die Verletzungen untersucht und behandelt.
  • Als Barotrauma-Therapie wird mein Cortison eingesetzt. In schweren Verletzungen ist eine Operation notwendig, um die Schäden im Ohr zu beheben.
  • Die Heilungsaussichten sind beim Barotrauma in der Regel sehr gut.
  • In seltenen Fällen kann es jedoch zu einer dauerhaften Schwerhörigkeit durch die Ohrverletzungen kommen. Hier helfen moderne Hörgeräte, den Hörverlust auszugleichen.