Räumliches Hören, Cocktailparty-Effekt und Verarbeitungsstörungen. Unser Hörempfinden wird im Fachjargon als auditive Wahrnehmung oder akustische Wahrnehmung bezeichnet. Beim Hören dringt Schall an unsere Ohren, wird in Nervenimpulse umgewandelt und von unserem Hörnerv als Geräusch interpretiert. Die auditive Wahrnehmung hilft uns bei der Orientierung in unserer Umgebung – und leistet dabei Erstaunliches. Doch sie kann auch von Störungen betroffen sein – und das, obwohl das Gehör völlig normal funktioniert.
Zugegeben – im Vergleich zu Hunden oder gar Fledermäusen ist unsere auditive Wahrnehmung eher bescheiden ausgeprägt. Während wir gerade einmal die Frequenzen zwischen 20 und 20.000 Hertz hören, nehmen Hunde Frequenzen bis zu 65.000 Hertz wahr. Fledermäuse sind sogar in der Lage, Frequenzen von bis zu 100.000 Hertz akustisch aufzunehmen. Nichtsdestotrotz ist der Hörsinn auch für uns Menschen unverzichtbar, denn die auditive Wahrnehmung ermöglicht uns viele wichtige Dinge:
- Klänge prägen unser Gefühlsleben und sind damit wichtig für unsere Lebensqualität.
- Das Wahrnehmen und Verstehen von Sprache ist Basis für unser soziales Miteinander.
- Unsere Ohren sind für die räumliche Orientierung von großer Bedeutung.
- Die auditive Wahrnehmung meldet uns rechtzeitig, wenn sich eine Gefahrenquelle (zum Beispiel ein Auto) nähert.
Von der auditiven Wahrnehmung zum Lebensgefühl
Ein Kinderlachen, das Bellen eines Hundes oder das Geräusch eines murmelnden Baches – Klänge, die meist intuitiv Emotionen in uns wecken. Doch wissenschaftlich betrachtet sind diese Geräusche nichts anderes als Schallwellen, die eine Reise durch unser Ohr antreten:
- Die Schallwellen werden von unserem Außenohr eingefangen und durch den Gehörgang geleitet.
- Im Mittelohr löst der Schall eine Vibration des Trommelfells aus.
- Diese Vibration wird von den benachbarten Gehörknöchelchen aufgenommen und ins Innenohr geleitet.
- Im Innenohr verursacht die Vibration eine Wellenbewegung der Lymphflüssigkeit. Diese Welle überträgt die Schwingung auf die Haarsinneszellen, die aus dem mechanischen Reiz einen elektrischen Impuls machen.
- Der elektrische Impuls wird über den Hörnerv ins Hirn geleitet.
- Das Gehirn interpretiert die Nervensignale als Geräusch.
Akustische Reize sind sehr eng mit unseren Emotionen verknüpft. Die Stimmen geliebter Menschen wecken Gefühle der Zuneigung in uns, Musik kann uns fröhlich oder traurig werden lassen. Die Summe all dieser Klänge und Emotionen macht einen nicht unerheblichen Teil unseres Lebensgefühls aus. Das ist einer der Gründe dafür, dass Schwerhörigkeit als so ein großer Verlust empfunden wird. Gehen immer mehr vertraute Klänge verloren, wirkt sich das auch auf die persönliche Lebensqualität aus.
Räumliche Orientierung dank Richtungshören
Neben der engen Verknüpfung mit unserer Gefühlswelt hilft das Gehör auch, uns in der realen Welt zurechtzufinden. Das sogenannte Richtungshören funktioniert so: Je nachdem, wo sich eine Geräuschquelle befindet, benötigt der Schall einige Tausendstelsekunden länger oder kürzer zu jedem unserer beiden Ohren. Diese winzigen Unterschiede registriert unser Ohr. Unser Hirn berücksichtigt weiterhin den Einfallswinkel des Schalls in unseren Gehörgang – und errechnet aus allen Informationen den Standort der Geräuschquelle.
Der Cocktailparty-Effekt
Wann waren Sie das letzte Mal auf einer Party? Sicher erinnern Sie sich an das laute Stimmengewirr, das auf solchen Veranstaltungen herrscht. Doch wenn Sie plötzlich Ihren eigenen Namen in einem der Gespräche aufschnappen oder eine Person erblicken, die Sie kennen, verändert sich Ihre Wahrnehmung plötzlich: Ihre Ohren können die Stimmen, für die Sie sich interessieren, erstaunlich genau heraus filtern. Das ist nur möglich, weil andere Stimmen und Hintergrundgeräusche gleichzeitig unterdrückt werden. Diese Leistung wird als intelligentes Hören oder auch selektives Hören bezeichnet. Ein anderer Begriff dafür ist, angelehnt an das entsprechende Beispiel, Cocktailparty-Effekt.
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungs-Störung
Es gibt viele verschiedene Erkrankungen, die zu einer Schwerhörigkeit führen können. Ein modernes Hörgerät hilft Betroffenen dabei, wieder besser zu hören. Ein wenig anders verhält es sich jedoch bei der sogenannten auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungs-Störung, kurz AVWS (oder ZAWS für zentrale Verarbeitungs- und Wahrnehmungs-Störung). Bei dieser Wahrnehmungsstörung funktioniert das Gehör einwandfrei. Das Gehirn kann jedoch die Höreindrücke nicht so gut und differenziert verarbeiten.
Vor allem Kinder sind von der auditiven Wahrnehmungsstörung betroffen. Das kann in der Schule zu Schwierigkeiten führen: Die Kinder können die Stimme des Lehrers nicht herausfiltern, sondern nehmen alle Geräusche gleich laut wahr. Daher lassen sie sich von Nebengeräuschen leicht ablenken und können sich in der Schule schlecht konzentrieren. Zudem ist das Sprachverstehen bei betroffenen Kindern weniger differenziert. Das führt nicht nur zu einer allgemeinen Unsicherheit, sondern auch zu Problemen in Bezug auf die Sprache und das Schreiben.
Man geht heute davon aus, dass etwa zwei bis drei Prozent aller Kinder von AVWS betroffen sind. Die Störung ist nicht heilbar. Eltern können Ihrem Kind jedoch mit gezieltem Training, einer Therapie und bestimmten Verhaltensregeln helfen. Wenn Sie Fragen zu AVWS haben oder weitere Informationen benötigen, nehmen Sie Kontakt zu Ihrem HNO-Facharzt auf.
Auditive Wahrnehmung zusammengefasst
- Unsere auditive Wahrnehmung umfasst die Frequenzen zwischen 20 und 20.000 Hertz.
- Unser Hörsinn ist wichtig für unser Gefühlsleben, unser Sozialleben und unsere räumliche Wahrnehmung.
- Physikalisch betrachtet sind Klänge Schallwellen, die durch unser Hörsystem geleitet und in elektrische Impulse umgewandelt werden. Diese elektrischen Impulse interpretiert unser Hirn als entsprechendes Geräusch.
- Das Richtungshören ermöglicht es uns, die Quelle von Geräuschen relativ genau zu lokalisieren.
- Der sogenannte Cocktailparty-Effekt bezeichnet die Fähigkeit des intelligenten Hörens. Dabei können laute Umgebungsgeräusche gezielt unterdrückt werden, um bestimmte Klänge herauszufiltern.
- Auditive Wahrnehmungsstörungen sind Probleme bei der Verarbeitung von Höreindrücken, die vor allem bei Kindern auftreten. Der Hörsinn funktioniert dabei einwandfrei, doch die Interpretation des Gehörten ist beim betroffenen Kind beeinträchtigt. Für weitere Informationen nehmen Sie Kontakt zu Ihrem HNO-Arzt auf.
Räumliches Hören, Cocktailparty-Effekt und Verarbeitungsstörungen. Unser Hörempfinden wird im Fachjargon als auditive Wahrnehmung oder akustische Wahrnehmung bezeichnet. Beim Hören dringt Schall an unsere Ohren, wird in Nervenimpulse umgewandelt und von unserem Hörnerv als Geräusch interpretiert. Die auditive Wahrnehmung hilft uns bei der Orientierung in unserer Umgebung – und leistet dabei Erstaunliches. Doch sie kann auch von Störungen betroffen sein – und das, obwohl das Gehör völlig normal funktioniert.
Zugegeben – im Vergleich zu Hunden oder gar Fledermäusen ist unsere auditive Wahrnehmung eher bescheiden ausgeprägt. Während wir gerade einmal die Frequenzen zwischen 20 und 20.000 Hertz hören, nehmen Hunde Frequenzen bis zu 65.000 Hertz wahr. Fledermäuse sind sogar in der Lage, Frequenzen von bis zu 100.000 Hertz akustisch aufzunehmen. Nichtsdestotrotz ist der Hörsinn auch für uns Menschen unverzichtbar, denn die auditive Wahrnehmung ermöglicht uns viele wichtige Dinge:
Von der auditiven Wahrnehmung zum Lebensgefühl
Ein Kinderlachen, das Bellen eines Hundes oder das Geräusch eines murmelnden Baches – Klänge, die meist intuitiv Emotionen in uns wecken. Doch wissenschaftlich betrachtet sind diese Geräusche nichts anderes als Schallwellen, die eine Reise durch unser Ohr antreten:
Akustische Reize sind sehr eng mit unseren Emotionen verknüpft. Die Stimmen geliebter Menschen wecken Gefühle der Zuneigung in uns, Musik kann uns fröhlich oder traurig werden lassen. Die Summe all dieser Klänge und Emotionen macht einen nicht unerheblichen Teil unseres Lebensgefühls aus. Das ist einer der Gründe dafür, dass Schwerhörigkeit als so ein großer Verlust empfunden wird. Gehen immer mehr vertraute Klänge verloren, wirkt sich das auch auf die persönliche Lebensqualität aus.
Räumliche Orientierung dank Richtungshören
Neben der engen Verknüpfung mit unserer Gefühlswelt hilft das Gehör auch, uns in der realen Welt zurechtzufinden. Das sogenannte Richtungshören funktioniert so: Je nachdem, wo sich eine Geräuschquelle befindet, benötigt der Schall einige Tausendstelsekunden länger oder kürzer zu jedem unserer beiden Ohren. Diese winzigen Unterschiede registriert unser Ohr. Unser Hirn berücksichtigt weiterhin den Einfallswinkel des Schalls in unseren Gehörgang – und errechnet aus allen Informationen den Standort der Geräuschquelle.
Der Cocktailparty-Effekt
Wann waren Sie das letzte Mal auf einer Party? Sicher erinnern Sie sich an das laute Stimmengewirr, das auf solchen Veranstaltungen herrscht. Doch wenn Sie plötzlich Ihren eigenen Namen in einem der Gespräche aufschnappen oder eine Person erblicken, die Sie kennen, verändert sich Ihre Wahrnehmung plötzlich: Ihre Ohren können die Stimmen, für die Sie sich interessieren, erstaunlich genau heraus filtern. Das ist nur möglich, weil andere Stimmen und Hintergrundgeräusche gleichzeitig unterdrückt werden. Diese Leistung wird als intelligentes Hören oder auch selektives Hören bezeichnet. Ein anderer Begriff dafür ist, angelehnt an das entsprechende Beispiel, Cocktailparty-Effekt.
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungs-Störung
Es gibt viele verschiedene Erkrankungen, die zu einer Schwerhörigkeit führen können. Ein modernes Hörgerät hilft Betroffenen dabei, wieder besser zu hören. Ein wenig anders verhält es sich jedoch bei der sogenannten auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungs-Störung, kurz AVWS (oder ZAWS für zentrale Verarbeitungs- und Wahrnehmungs-Störung). Bei dieser Wahrnehmungsstörung funktioniert das Gehör einwandfrei. Das Gehirn kann jedoch die Höreindrücke nicht so gut und differenziert verarbeiten.
Vor allem Kinder sind von der auditiven Wahrnehmungsstörung betroffen. Das kann in der Schule zu Schwierigkeiten führen: Die Kinder können die Stimme des Lehrers nicht herausfiltern, sondern nehmen alle Geräusche gleich laut wahr. Daher lassen sie sich von Nebengeräuschen leicht ablenken und können sich in der Schule schlecht konzentrieren. Zudem ist das Sprachverstehen bei betroffenen Kindern weniger differenziert. Das führt nicht nur zu einer allgemeinen Unsicherheit, sondern auch zu Problemen in Bezug auf die Sprache und das Schreiben.
Man geht heute davon aus, dass etwa zwei bis drei Prozent aller Kinder von AVWS betroffen sind. Die Störung ist nicht heilbar. Eltern können Ihrem Kind jedoch mit gezieltem Training, einer Therapie und bestimmten Verhaltensregeln helfen. Wenn Sie Fragen zu AVWS haben oder weitere Informationen benötigen, nehmen Sie Kontakt zu Ihrem HNO-Facharzt auf.
Auditive Wahrnehmung zusammengefasst