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BAHA: Knochenverankerte Hörgeräte. Was sind BAHA-Hörsysteme – und für wen sind sie geeignet? BAHA steht für Bone-anchored-hearing-aid und ist der Name eines teilimplantierten Hörsystems, das mit der mechanischen Schallübertragung über den Schädelknochen arbeitet. Es kann Menschen mit einseitiger Taubheit und Mittelohrschwerhörigkeit helfen, wieder besser zu hören.

Bei den meisten Menschen liegt die Ursache für den Hörverlust im Innenohr – dies ist beispielsweise bei Altersschwerhörigkeit der Fall. Doch es gibt auch Fälle von Hörminderungen, bei denen Funktionsstörungen des Mittelohres zugrunde liegen. Typisch sind beispielsweise:

  • Fehlbildungen des Außenohres oder Gehörganges
  • Trommelfellperforation
  • Geschädigte Gehörknöchelchen
  • Verkalkung des Steigbügels

In diesen Fällen ist eine Versorgung mit einem Hinter-dem-Ohr-Hörgerät (HdO) oder Im-Ohr-Hörgerät (IO) oft nicht möglich. Auch chronische Entzündungen des Gehörganges oder Heilungsprozesse nach Mittelohroperationen können dazu führen, dass ein HdO- oder IO-Hörgerät nicht zum Einsatz kommen kann. Dann kann ein knochenverankertes Bone-anchored-hearing-aid (BAHA) Patienten oft helfen, wieder besser zu hören.

Bei einseitiger Schwerhörigkeit bzw. einseitiger Taubheit wird ein knochenverankteres Hörgerät ebenfalls häufig verwendet. Voraussetzung ist allerdings, dass der Patient auf der zweiten Seite normal hört oder nur leicht schwerhörig ist.

BAHA oder CROS-Hörgerät?

Knochenveranktere Implantate gelten als weitaus leistungsfähiger und komfortabler als die CROS (Contralateral-Routing-Of-Signal)-Hörsysteme. Bei einer CROS-Versorgung wird das Mikrofon auf der geschädigten Seite getragen, der eigentliche Hörer wird auf der normalhörenden Seite platziert. Das empfinden viele Betroffene als unangenehm. Auch die noch oft verwendete Kabelverbindung zwischen dem ertaubten Ohr und dem normalhörenden Ohr, welche in der Regel über den Nacken verläuft, schränkt viele Menschen ein. Diese beiden Nachteile können mit knochenverankteren Hörgeräten vermieden werden.

Bei einseitiger Taubheit wird das Implantat auf der beeinträchtigten Seite eingepflanzt. Der Schall wird nun verstärkt und bis zum funktionierenden Innenohr der anderen Seite geleitet. Das zweite Innenohr leistet eine hervorragende Kompensation, denn Betroffene können auf diese Weise auch auf der gehörlosen Seite wieder nahezu normal hören. Nach einem gewissen Gewöhnungsprozess ist das intakte Ohr in der Lage, die Richtung der Schallwellen abzuschätzen. So ist sogar räumliches Hören wieder möglich.

Wie funktioniert ein BAHA-Hörsystem?

Das knochenveranktere Hörsystem war eine Zufallsentwicklung. Die schwedische Firma Branemark ist eigentlich bekannt für ihre Innovationen im Bereich der Zahnimplantate. Die Spezialisten von Branemark entdeckten, dass die Schwingung von Schallwellen vom Knochen auf das Innenohr übertragen werden kann. Das knochenveranktere Hörgerät nutzt diesen Mechanismus.

Das BAHA-Hörsystem besteht aus mehreren Komponenten:

  • Dem externen Hörgerät mit Mikrofon, Soundprozessor, Batterie und elektromechanischem Wandler
  • Dem Implantat, einer etwa 4mm großen Titanschraube

Das externe Mikrofon nimmt die Schallwellen aus der Luft auf, verstärkt sie und wandelt sie in Vibration um. Diese Vibration überträgt sie mechanisch auf eine Titanschraube, die als Implantat im Schädelknochen sitzt. Die Schraube leitet die Vibration über den Schädelknochen weiter in die Cochlea, wo sie von den Haarsinneszellen in elektrische Impulse umgewandelt wird. Diese wiederum stimulieren den Hörnerv. Die Funktionsfähigkeit des Innenohrs ist daher Voraussetzung für die Versorgung mit einem BAHA-Gerät.

Wie wird das knochenveranktere Hörgerät implantiert?

Für die Verwendung eines BAHA-Hörsystems ist eine Operation erforderlich. Die Titanschraube wird unter Vollnarkose eingesetzt – ein Eingriff, der etwa eine knappe halbe Stunde dauert. Nach etwa drei Monaten ist der Heilungsprozess vollständig abgeschlossen und der äußere Teil des knochenverankteres Hörgerätes wird aufgesteckt.

Wie viel kostet ein knochenverankteres Hörsystem?

Die Kosten für ein BAHA-Gerät belaufen sich auf etwa 10.000 bis 30.000 Euro – den chirurgischen Eingriff eingeschlossen. Wenn ein knochenverankteres Hörgerät für die Wiederherstellung des Hörvermögens notwendig ist, weil die Versorgung mit einem HdO- oder IO-Hörgerät nicht möglich oder ausreichend ist, trägt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten. Die medizinische Indikation wird vom HNO-Facharzt mit den entsprechenden Diagnoseverfahren festgestellt.

BAHA-Hörsysteme ohne Operation testen

Übrigens: Knochenveranktere Hörsysteme können Sie vorab testen – ohne Operation. Ein operativer Eingriff ist immer ein Schritt, der gut überlegt sein sollte. Wer sich für ein knochenverankteres Hörgerät interessiert, bekommt in vielen HNO-Kliniken die Möglichkeit, das Hörsystem vorab zu testen. Der Soundprozessor ist dabei an einem Softband angebracht. Auf diese Weise können Patienten risikolos ausprobieren, ob ein BAHA-Gerät für Sie in Frage kommt.

BAHA-Hörsysteme zusammengefasst:

  • Das BAHA-Hörsystem besteht aus einem externen Hörgerät und einer kleinen Titanschraube, die im Schädelknochen implantiert wird.
  • Knochenveranktere Implantate werden bei Funktionsstörungen des Mittelohres eingesetzt.
  • Auch bei einseitiger Taubheit werden BAHA-Hörhilfen verwendet.
  • BAHA-Hörgeräte können in HNO-Kliniken ohne Operation getestet werden.