HörenKrankheiten

Otosklerose

Otosklerose


Ursachen, Symptome und Behandlung der Ohrenkrankheit. Die sogenannte Otosklerose ist eine relativ seltene Erkrankung der Ohren, bei der die bewegliche Kette der Gehörknöchelchen zunehmend verknöchert. So kann der Schall nicht mehr richtig übertragen werden. Der Hörverlust beginnt schleichend, kann aber bis zur völligen Gehörlosigkeit führen. Im späteren Stadium können auch Tinnitus und Schwindel als Symptome hinzukommen. Mit einer Otosklerose-Operation kann Betroffenen häufig geholfen werden.

Beethoven litt unter einer Schwerhörigkeit und wurde im Laufe seines Lebens sogar gehörlos – das ist soweit bekannt. In der Forschung geht man heute davon aus, dass der berühmte Komponist unter Otosklerose litt – einer fortschreitenden Verhärtung der Gehörknöchelchen des Mittelohrs. Diese Krankheit betrifft lediglich ein Prozent der Bevölkerung – und davon etwa doppelt so viele Frauen wie Männer. Wird die Otosklerose nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, setzt sich der Prozess des Knochenumbaus im Ohr ungehindert fort – und zwar, wie bei Beethoven, bis zum vollständigen Verlust des Hörvermögens. Heute kann jedoch ein modernes Hörgerät helfen, einem Hörverlust entgegenzuwirken.

Dazu gehören:

  • Frühere virale Infektionen wie Masern, Mumps und Röteln
  • Autoimmunerkrankungen
  • Glasknochen-Krankheit
  • Fälle von dieser Erkrankung in der Familie
  • Schwangerschaft
  • Hormonpräparate bzw. Anti-Baby-Pille
  • Frühere Hörtraumata und Frakturen im Ohr

Was passiert bei der Otosklerose?

Die Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel befinden sich in der Paukenhöhle im Mittelohr und sind in einer beweglichen Kette miteinander verbunden. Beim Hören erfüllen sie eine wichtige Funktion: Sie nehmen die Vibration des Trommelfells auf und übertragen sie ins Innere der Ohren.

Bei dieser Erkrankung findet eine Verhärtung und Verknöcherung statt, welche die Beweglichkeit der Gehörknöchelchen zunehmend einschränkt. Können die Knöchelchen nicht mehr schwingen, ist die Schallleitung ins Innenohr gestört – und wir hören zunehmend schlechter. Man spricht in diesem Fall von einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Die Verknöcherung kann in unterschiedlichen Teilen des Ohres beginnen – daher können die Symptome variieren.

Typischer Hörverlust bei Otosklerose

Das vornehmliche Symptom der Otosklerose ist ein langsamer Hörverlust. Genau das ist auch das Problem, denn die Schwerhörigkeit beginnt so schleichend, dass die Krankheit in einem frühen Stadium selten erkannt wird. Eine durch eine Otosklerose verursachte Hörminderung unterscheidet sich in einigen charakteristischen Punkten von einer Hörschwäche, wie sie bei der verbreiteten Lärmschwerhörigkeit oder Altersschwerhörigkeit auftritt.

Anhand der besonderen Eigenschaften des Hörverlustes können also erste Rückschlüsse auf eine Otosklerose gezogen werden. Typisch für diese Erkrankung ist beispielsweise, dass als erstes die niedrigeren Tonfrequenzen von einem Hörverlust betroffen sind. Bei den meisten anderen Formen der Schwerhörigkeit werden als zunächst die hohen Frequenzen schlechter gehört, bevor die tieferen Frequenzen folgen.

Es gibt noch einige weitere Kriterien, die charakteristisch sind für einen Hörverlust, der durch Otosklerose verursacht wird:

  • Betroffene hören ihre eigene Stimme weiterhin in normaler Lautstärke. Das liegt daran, dass der Schall der eigenen Stimme auch über den Schädelknochen ins Innenohr geleitet wird. Die Schallempfindung funktioniert bei Verknöcherungen im Mittelohr in der Regel normal, lediglich die Schallleitung ist unterbrochen.
  • Bei vielen Patienten tritt eine sogenannte Paracusis Willisii auf. Bei dieser Form der akustischen Fehlwahrnehmung ist das Sprachverstehen in einer lauten Umgebung besser als in einer geräuscharmen Umgebung. Bei anderen Formen der Schwerhörigkeit ist dies in der Regel genau umgekehrt.

Weitere Symptome der Otosklerose

Otosklerose ist eine fortschreitende Krankheit, die sich meist in Schüben ausbreitet. Die Symptome nehmen im Laufe der Zeit also zu. Ist zunächst nur ein Ohr betroffen, weitet sich die Erkrankung später oft auch auf das zweite Ohr aus. Zudem werden folgende Symptome beobachtet:

  • Knackgeräusche im Ohr: Bereits in einem relativ frühen Stadium können Betroffene ein Knacken oder Fiepen im Ohr wahrnehmen.
  • Ohrgeräusche und Ohrensausen: Etwa 80 Prozent der Otosklerose-Patienten leiden unter einem Tinnitus. Die Ohrgeräusche sind meist in den tieferen Frequenzen angesiedelt und werden als ein tiefes Brummen oder Summen wahrgenommen, das Betroffene als besonders belastend empfinden.
  • Schwindel und Übelkeit: Im späteren Krankheitsverlauf kommt es oft zu Schwindelgefühlen, die von Übelkeit begleitet werden können.

Je früher die Krankheit diagnostiziert wird, desto besser kann den Betroffenen geholfen werden. Wird die Otosklerose zu spät erkannt und behandelt, führt sie in den meisten Fällen zu einer vollständigen Taubheit. In diesen schweren Fällen sind Patienten auf Hörgeräte angewiesen, um ihr Hörvermögen wiederherzustellen.

Diagnose der Otosklerose

Der HNO-Facharzt wird zur Diagnosestellung zunächst ein Anamnesegespräch führen. Mit verschiedenen Untersuchungsmethoden und Hörtests macht er sich dann ein genaues Bild vom Zustand des Gehörs. Zu den verwendeten Methoden gehören dabei:

  • Otoskopie: Mit einer Ohrenspiegelung verschafft der Arzt sich einen ersten Überblick über das Ohr.
  • Stimmgabeltests: Mit dem sogenannten Weber-Test und dem Rinne-Test findet der Arzt heraus, ob eine Schallleitungs- oder Schallempfindungsschwerhörigkeit vorliegt. Das erlaubt weitere Rückschlüsse darüber, ob sich die Ursache der Hörstörung im Innenohr oder im Mittelohr befindet. Der Gellé-Test überprüft gezielt die Beweglichkeit der Gehörknöchelchen, die bei Otosklerose stark eingeschränkt ist.
  • Ton-Audiogramm: Bei diesem Verfahren stellt der Arzt fest, wie gut oder schlecht der Patient in verschiedenen Frequenzbereichen hören kann. Bei einer Otosklerose sind typischerweise vor allem die tiefen Frequenzen betroffen.
  • Sprachaudiogramm: Beim Sprachaudiogramm wird das Sprachverstehen untersucht.
  • Tympanometrie: Bei diesem Verfahren misst der Arzt die Beweglichkeit des Trommelfells. Ist sie eingeschränkt, kann dies ein Hinweis auf verknöcherte Gehörknöchelchen sein.
  • Stapediusreflexmessung: Der Stapediusreflex ist ein körpereigener Schutzmechanismus im Mittelohr, der das Innenohr vor zu hohem Schalldruck bewahren soll: Ein Muskel spannt das Trommelfell an, ein zweiter verkantet den Steigbügel, so dass die Schallübertragung abgemildert wird. Bei einer Otosklerose ist der Stapediusreflex nicht mehr vollständig funktionsfähig.
  • Magnetresonanztomographie und Computertomographie: Diese bildgebenden Verfahren zeigen den Zustand der Gehörknöchelchen und den Fortschritt der Erkrankung auf.

Behandlung der Otosklerose

In frühen Stadien der Otosklerose kann versucht werden, die Ausbreitung der Erkrankung mit Cortison zu verlangsamen. Doch grundsätzlich ist die Krankheit mit Medikamenten nicht heilbar. Die Therapie der Otosklerose besteht daher in der Regel aus einem operativen Eingriff, der die Beweglichkeit der Gehörknöchelchen im Ohr wiederherstellt. Es gibt zwei Varianten der Otosklerose-Operation:

  • Stapedektomie: Bei dieser Operation wird der verknöcherte Steigbügel vollständig entfernt und gegen eine bewegliche Prothese ausgetauscht.
  • Stapedotomie: Bei diesem Eingriff wird nur ein Teil des Steigbügels entfernt und durch eine Prothese ersetzt.

Die Otosklerose-Operationen finden in der Regel unter lokaler Betäubung statt und dauern nicht länger als eine halbe Stunde. Der Erfolg stellt sich meist schon kurz nach der Operation ein.

Wenn eine Operation nicht möglich ist

Hat die Otosklerose das Innenohr geschädigt, reicht eine Prothese der Gehörknöchelchen nicht mehr aus, um das Hörvermögen wiederherzustellen. Herkömmliche Hörgeräte helfen in diesen Fällen ebenfalls nicht, doch ein Cochlea-Implantat kann dem Hörverlust oft entgegenwirken. Bei Fragen zum Thema Cochlea-Implantat sprechen Sie Ihren Hörgeräteakustiker an!

Otosklerose zusammengefasst

  • Als Otosklerose bezeichnet man eine fortschreitende Krankheit, bei der die Gehörknöchelchen verhärten.
  • Otosklerose führt zu einer schleichend zunehmenden Schwerhörigkeit. In späteren Stadien kann es zum vollständigen Verlust des Hörvermögens kommen.
  • Die Ursachen für eine Otosklerose sind nicht vollständig geklärt.
  • Symptome sind neben Hörverlust auch Tinnitus und Schwindel.
  • Der HNO-Facharzt kann mit Hilfe diverser Untersuchungsmethoden und Hörtests eine eindeutige Diagnose stellen und herausfinden, in welchen Bereichen des Ohrs die Verknöcherung stattgefunden hat.
  • Die erfolgversprechendste Therapie der Otosklerose besteht aus einer Operation, bei der die verknöcherten Gehörknöchelchen durch Prothesen ersetzt werden.
  • Bei irreparablen Gehörschäden können Hörgeräte dem Hörverlust entgegenwirken.
  • Bei Tinnitus hilft ein integrierter Tinnitus-Noiser im Hörgerät mit wohltuenden Gegengeräuschen, die das Ohrensausen neutralisieren.
  • Für weitere Informationen rund um das Thema Hörgeräte fragen Sie Ihren Ihren Hörgeräteakustiker – er berät Sie gern!