Hören

Behandlung von Schwerhörigkeit

Behandlung von Schwerhoerigkeit


Hörtraining und Therapie bei einer Schwerhörigkeit. Wer unter einem Hörverlust leidet, stellt sich vor allem eine drängende Frage: Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es? Und wie erfolgversprechend sind sie? Pauschal kann diese Frage nicht beantwortet werden. Die Behandlung der Schwerhörigkeit ist stets von den genauen Ursachen abhängig. Bei einer akuten Erkrankung kann das Hörvermögen häufig durch Schonung, Medikamente oder einen Eingriff wiederhergestellt werden. Dauerhafte Hörschäden sind dagegen irreversibel. Mit Hilfe von Hörtraining und modernen Hörsystemen kann der Schwerhörigkeit jedoch effektiv entgegengewirkt werden.

Kann eine Schwerhörigkeit geheilt werden? Diese Frage stellen sich viele Betroffene. Die Prognose und die Art der Behandlung sind jedoch, je nach Ursachen, sehr unterschiedlich. Grundsätzlich muss man zwischen einer vorübergehenden Hörschwäche durch eine Erkrankung oder einen Fremdkörper und einer dauerhaften Schwerhörigkeit durch irreparable Hörschäden unterscheiden.

Therapie bei einer vorübergehenden Schwerhörigkeit

Unabhängig davon, ob er plötzlich oder schleichend auftritt, ist ein Hörverlust immer ein Grund, den HNO-Arzt aufzusuchen. Auf Basis einer konkreten Diagnose kann die richtige Therapie eingeleitet werden. Mit verschiedenen Untersuchungen und einem Hörtest ermittelt der Arzt die Ursachen der Schwerhörigkeit. Häufig sind akute Krankheiten der Auslöser für den Hörverlust. In diesen Fällen ist die Prognose meist gut: Heilt die Erkrankung ab, verschwinden meist auch die Symptome – und Betroffene können wieder normal hören.
Eine vorübergehende Schwerhörigkeit kann beispielsweise in folgenden Fällen vorliegen:

  • Ohrenschmalz-Pfropf: Bei einer Überproduktion von Ohrensekret oder unsachgemäßer Benutzung von Wattestäbchen kann sich ein Ohrenschmalz-Pfropfen bilden, der die Ohren verstopft. Nach der Entfernung des Pfropfens durch den HNO-Arzt ist das Hörvermögen meist sofort wiederhergestellt.
  • Fremdkörper im Ohr: Vor allem Kinder stecken sich häufig Spielzeug oder Nahrungsmittel in die Ohren. Sofern der Fremdkörper keine Verletzungen verursacht hat, ist nach dem Entfernen des Fremdkörpers wieder normales Hören möglich.
  • Gehörgangsentzündungen: Wenn sich die Haut des Ohrenkanals entzündet und anschwillt, kann das ebenfalls zu einer Schwerhörigkeit führen. Mit Ohrentropfen und Antibiotika können die Schwellung und die Entzündung meist gut behandelt werden – und die Symptome klingen ab.
  • Trommelfellriss: Ist das Trommelfell gerissen, kann es den Schall nicht mehr optimal in Vibration umwandeln und ins Innenohr weiterleiten. Je nach Schwere der Verletzung ist auch die Hörminderung ausgeprägt. In der Regel verheilt eine Verletzung im Trommelfell innerhalb kurzer Zeit von alleine. In manchen Fällen werden entzündungshemmende Medikamente und Antibiotika gegeben, um Entzündungen vorzubeugen.
    Ein größerer oder schlecht heilender Riss im Trommelfell wird in einem kleinen Eingriff behandelt: Die Ränder des Risses werden geglättet, die Membrane zur besseren Heilung mit einer speziellen Folie verschlossen. In schweren Fällen kann das Trommelfell rekonstruiert werden. Hierfür wird meist körpereigenes Bindegewebe in die Ohren verpflanzt.
  • Mittelohrentzündung: Bei einem bakteriellen Infekt können Krankheitserreger durch die Ohrtrompete ins Mittelohr gelangen. Dort entzündet sich die Schleimhaut und schwillt an. Zu den Symptomen einer Mittelohrentzündung gehören Ohrenschmerzen und häufig auch ein Hörverlust. Mit abschwellendem Nasenspray, Schmerzmitteln und Antibiotika können Mittelohrentzündungen gut behandelt werden.
  • Innenohrentzündung: Wenn die Diagnose Innenohrentzündung lautet, werden ebenfalls Antibiotika oder antivirale sowie entzündungshemmende Medikamente eingesetzt.
  • Paukenerguss: Bei einem Paukenerguss sammelt sich Sekret in der Paukenhöhle, in der auch das Mittelohr liegt. Dies geschieht, wenn die Ohrtrompete die Paukenhöhle nicht mehr ausreichend belüftet, beispielsweise bei einem Infekt. Die Therapie mit abschwellendem Nasenspray ist oft bereits ausreichend. In schweren Fällen werden sogenannte Paukenröhrchen ins Trommelfell eingesetzt. So kann das Sekret ablaufen und das Ohr wird belüftet.
  • Knalltrauma: Dieses akustische Trauma entsteht, wenn die Ohren über einen Zeitraum von einer bis drei Millisekunden einem extrem hohen Schallpegel von 135 Dezibel bis 165 Dezibel ausgesetzt sind. Mit Infusionen, durchblutungsfördernden Medikamenten, Cortison und viel Ruhe verschwinden die Symptome in der Regel innerhalb von sechs Monaten wieder. Auch die Sauerstofftherapie wird in schweren Fällen eingesetzt.
  • Tumore: Blockieren Tumore oder Knochenwucherungen den Gehörgang, kann sich das auf die Hörfähigkeit auswirken. In einem operativen Eingriff werden die Tumore entfernt.
  • Barotrauma: Das Barotrauma entsteht bei einer schnellen Druckveränderung ohne Druckausgleich, beispielsweise beim Fliegen oder Tauchen. Auch dieses Trauma wird mit Cortison behandelt. Hat auch das Trommelfell Verletzungen davon getragen, kann der Arzt die Membrane in einem Eingriff schienen.
  • Lagerungsschwindel: Diese Schwindelattacken werden kurzzeitig von einem Hörverlust begleitet. Ausgelöst wird Lagerungsschwindel durch abgelöste Ohrsteinchen im Gleichgewichtsorgan. Die Therapie wird in Form von speziellen Körperübungen, den Sémont- oder Epley-Manövern, durchgeführt.
  • Hörsturz: Ein Hörsturz wird durch Durchblutungsstörungen des Innenohrs verursacht. Als Therapie werden durchblutungsfördernde Medikamente sowie Cortison eingesetzt. In schweren Fällen kann auch die hyperbare Sauerstofftherapie oder eine Blutwäsche angewendet werden.

Therapie von dauerhafter Schwerhörigkeit

Kommt es bei den oben genannten Krankheiten zu Komplikationen, kann häufig aus der kurzfristigen Hörminderung eine dauerhafte Schwerhörigkeit entstehen. Weitere Ursachen für eine permanente Hörminderung sind:

  • Lärmschwerhörigkeit: Bei chronischem Lärmtrauma sind die Haarzellen im Innenohr so schwer geschädigt, dass sie den Schall nicht mehr ausreichend an den Hörnerv weiterleiten können. Eine Heilung ist nicht mehr möglich, da sich die Haarzellen nicht regenerieren können. Daher ist die Vorbeugung von Lärmtraumata mit Hilfe von einem Gehörschutz wichtig. Mit modernen Hörhilfen und einem Hörtraining kann dem Hörverlust jedoch entgegengewirkt werden. Bei schwer geschädigten Haarzellen kann ein Cochlea-Implantat eingesetzt werden, das die Funktion des Innenohrs ersetzt und den Schall direkt an den Hörnerv koppelt.
  • Altersschwerhörigkeit: Natürliche Degenerationsprozesse im Innenohr lassen unser Hörvermögen ab einem Alter von etwa fünfzig Jahren schlechter werden. Eine Behandlung gibt es nicht. Wer auf eine gesunde Lebensweise achtet, sich ausgewogen ernährt, auf Nikotin verzichtet und bei Lärm stets einen Ohrenschutz trägt, kann die Folgen von einer Altersschwerhörigkeit jedoch reduzieren. Auch bei der Altersschwerhörigkeit kann die Versorgung mit einem Hörgerät oder einem Cochlea-Implantat das Gehör verbessern.
  • Schäden an den Gehörknöchelchen: Die Gehörknöchelchen übertragen die Vibration vom Trommelfell ins Innenohr. Verbunden sind sie mit winzigen Gelenken. Verkalken die Knochen mitsamt Gelenken, können sie die Schwingung nicht mehr ausreichend weiterleiten. Gehörknöchelchen können auch bei Schädelverletzungen oder bei schweren akustischen Traumata zerstört werden. In manchen Fällen ist es möglich, künstliche Gehörknöchelchen mit einem operativen Eingriff einzusetzen. Bei zerstörten oder verkalkten Gehörknöchelchen ist ein normales Hörsystem oft nicht mehr ausreichend. Hier können sogenannte Knochenschall-Implantate helfen. Sie leiten die Schwingung über den Schädelknochen direkt ins Innenohr und umgehen so die Gehörknöchelchen.
  • Nervenschäden und Gehirntumore: In seltenen Fällen liegt die Ursache für den Hörverlust nicht im Ohr, sondern am Hörnerv selbst. Kommt keine Operation in Frage, kann ein Hirnstammimplantat helfen. Es leitet das akustische Signal direkt ins Gehirn, wo es entsprechend verarbeitet werden kann.

Therapie bei Tinnitus

Eine Schwerhörigkeit wird oft von einem Tinnitus begleitet. Ein chronischer Tinnitus ist für Betroffene extrem belastend. Mit der sogenannten Tinnitustrainingstherapie können jedoch gute Erfolge erzielt werden. Das Programm umfasst verschiedene therapeutische Maßnahmen wie Audio-Stimulation, Verhaltenstherapie, Entspannungsübungen und Physiotherapie. Auch Hörgeräte mit speziellem Tinnitus-Noiser helfen dabei, das quälende Ohrgeräusch zu reduzieren.

Hörgeräte und Hörtraining bei einer Schwerhörigkeit

Bestimmte Formen des Hörverlustes sind nicht heilbar. Moderne Hörsysteme können eine Schwerhörigkeit jedoch gezielt entgegenwirken. Damit ermöglichen sie den Betroffenen, wieder aktiv am Leben teilzunehmen. Medizinisch notwendige Hörgeräte werden, bis zu einem bestimmten Festbetrag, von den Krankenkassen übernommen. Viele Hörgeräteakustiker haben ein umfangreiches Angebot hochentwickelter Hörgeräte mit umfassenden Ausstattungsmerkmalen, die vollständig von den gesetzlichen Krankenversicherungen bezahlt werden. Patienten leisten lediglich die private Zuzahlung von 10 Euro pro Gerät.

In der Regel ist eine gewisse Eingewöhnungszeit erforderlich, um sich an den Alltag mit dem neuen Hörgerät zu gewöhnen. Zur Unterstützung wird in dieser Phase häufig ein Hörtraining durchgeführt. Auf diese Weise lernen Patienten, die neuen Hörgeräte richtig zu bedienen – und verlernte Töne wieder richtig zu interpretieren. Denn je länger eine Schwerhörigkeit andauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass unser Gehirn verlernt, Töne auf bestimmten Frequenzen zu verarbeiten.

Außerdem bekommen Patienten beim Hörtraining konkrete Verhaltensstrategien an die Hand, um den Alltag mit Schwerhörigkeit erfolgreich zu meistern. Eine umfangreiche Audiotherapie wird auch unterstützend bei Cochlea-Implantaten eingesetzt. Eine besondere Bedeutung hat das Hörtraining bei Kindern, die vor Entwicklung ihrer Sprachfähigkeit ertaubt sind oder gehörlos geboren wurden. Hier sind intensive pädagogische Sprech- und Hörschulungen, die sogenannte auditiv-verbale Erziehung, erforderlich. Bei allen weiteren Fragen rund ums Hörtraining sprechen Sie Ihren HNO-Facharzt oder Hörgeräteakustiker an!

Behandlung von Schwerhörigkeit zusammengefasst:

  • Hörverlust ist immer ein Grund, den HNO-Arzt aufzusuchen. Mit Untersuchungen und einem Hörtest ermittelt er die Ursachen der Hörprobleme und stellt eine genaue Diagnose.
  • Die Therapie richtet sich stets nach den Ursachen der Schwerhörigkeit.
  • Bei vorübergehenden Störungen und Krankheiten wie Mittelohrentzündung, Knalltrauma oder Hörsturz können häufig Medikamente helfen. Klingt die Erkrankung ab, verschwinden meist auch die Symptome – und Patienten können wieder normal hören.
  • Lärmschwerhörigkeit, Altersschwerhörigkeit, Otosklerose an den Gehörknöchelchen oder Nervenschäden gehören zu den Ursachen von Schwerhörigkeit, die in der Regel nicht behoben werden können.
  • Die Versorgung mit einem modernen Hörgerät wirkt der Schwerhörigkeit effektiv entgegen.
  • Je nach Ursache des Hörverlusts sind verschiedene Arten von Hörhilfen geeignet.
  • Zusätzlich ist ein Hörtraining oder eine Audiotherapie sinnvoll, die Patienten das Hören mit Hörgerät vermittelt und Verhaltensstrategien für den Alltag an die Hand gibt.